Wer kennt ihn nicht, den Slogan: „Sex, Drugs and Rock ’n Roll“?
Ein Slogan, der die Musikwelt seit Jahrzehnten begleitet und immer neue Früchte trägt. Unzählige Künstler, die ihm verfallen sind. Manch einer entkommt dem festen Griff, wird „sober“ und zum Fitness-Apostel (Dave Gahan, Trent Reznor). Andere kommen nicht davon los und zahlen den höchsten Preis, nur um anschließend zu Legenden zu werden (Amy Winehouse, Whitney Houston).
Bei wieder anderen ist es ein stetiges Auf und Ab. Ein Leben zwischen Rausch und Nüchternheit. Einmal Überholspur, einmal Standstreifen. Nur wenige überstehen es ohne schwerwiegende Kollision.
Einer davon: Dave Wyndorf, treibende Kraft hinter Monster Magnet.

Drogen waren für mich nie ein Thema. Umso überraschender, dass ich mit dem substanzgeschwängerten Sound der Band auf Anhieb warm wurde.
Eingestiegen bin ich zwar mit dem Nachfolger Powertrip, den Wyndorf als Premiere vollkommen clean einspielte, aber erst Dopes to Infinity eröffnete mir die Großartigkeit, die die Band zu bieten hatte.
Kleine Randnotiz: Während die ersten Scheiben noch unter dem Einfluss diverser illegaler Substanzen entstanden, arbeitete Wyndorf an Dopes to Infinity nur mit einer Droge: Alkohol.

Der Sound der Unendlichkeit

We are all here my friends
Alive and spaced but all so beautiful

„Dopes to Infinity“

Gleich der Titeltrack bereitet den Hörer darauf vor, auf welchen Trip er sich einlässt. Stetig anschwellend arbeitet sich der Song nach vorne, um schließlich in anderen Sphären anzukommen.
Negasonic Teenage Warhead, die erfolgreichste Single des Albums, beweist auch schnell, warum dieser Track einer der bekanntesten der Truppe geworden ist. Riffs und Lyrics harmonieren und erzeugen den Inbegriff des Monster Magnet-Sounds. In meiner Top-Ten-Songliste  ist der immer dabei. Einfach großartig.
Und so geht es dann auch pausenlos weiter. Ob in Look to your Orb for the Warning (kam im Film Matrix zum Einsatz) oder in All Friends and Kingdom Come – alle Songs bieten diesen ganz eigenen Sound, den die Band zu bieten hat.
Die Gitarren werden öfter durch andere, unerwartete Instrumente abgelöst oder ergänzt. So verwundert es nicht, wenn plötzlich eine Sitar oder eine Orgel durch die Lautsprecher tönen. Man merkt, in welchem Jahrzehnt Wyndorf zu Hause ist.

Streitpunkt Backcover. Die Bandmitglieder fanden keinen Gefallen daran, sich totzustellen. Am Ende setzte sich Wyndorf durch.
Huch, was ist das denn?

Für  viele Bands heutzutage undenkbar, aber für Monster Magnet fast Standard: ein Instrumentaltrack. Manchmal auch mehrere.
Der kommt dann auch gleich mit Ego, the living Planet daher. Sicherlich eine der deutlichsten Anspielungen auf Wyndorfs Comicliebe. Der Song poltert sich über die Laufzeit, immer wieder unterlegt von aufbrausendem Gebrüll als Ergänzung der anderen Instrumente.
Ohne Verschnaufpause geht es danach weiter. Es wird wieder psychedelischer. Blow ‚em Off hat eine eingängige Melodie, die man auch nach dem Album noch vor sich hinsummt. Ein reiner Ohrwurm.

I Control, I can fly beschreitet dann etwas andere Pfade und entpuppt sich als reine Rocknummer die Druck aufbaut und zeigt, was die Band noch so zu bieten hat. In der folgenden Zeit soll Monster Magnet diese Eigenschaft noch mehrfach eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Das Ende ist nah

Das letzte Viertel des Albums wird mit dem wieder spacigeren King of Mars eingeläutet. Der Song bekam Jahre später noch einen schicken Remix spendiert.
Direkt darauf folgt wahrscheinlich einer der coolsten Songs, die Monster Magnet je geschrieben haben: Dead Christmas.
Dort kommt dann auch die bereits erwähnte Orgel zum Einsatz. Einfach groovig.
Was folgt, ist ein weiterer Instrumental-Track, Theme from „Masterburner“, der wieder treibend rockige Töne anschlägt.

Shut me off ‚cause I go crazy with this planet in my hands

„Negasonic Teenage Warhead“

Wenn dann die letzten Töne von Vertigo verklingen, ist man versucht, einen weiteren Durchgang zu starten. Verdenken kann ich es niemandem, Dopes to Infinity zählt für mich zu einem der besten Alben und einem All-Time-Favorite, welches ich wohl noch in vielen Jahren immer wieder hören werde. Ein absolutes Lieblingsalbum halt.

Die Plattenfirma rechnete mit einem größeren Erfolg des Albums. Wyndorf war zufrieden.

Monster Magnet: Space Rock at its finest.


Als Dave Wyndorf die Band 1989 gründete, betrieb er einen Comicladen. Einflüsse aus der bunten Welt der Superhelden sind auch immer wieder in den Songs der Band zu finden. Somit birgt die Mischung aus psychedelischem Space-Rock der 60er und 70er, Blues- und Hardrock und der Over-the-Top-Attitüde der Songs eine überraschend ausgeglichene Form, die nicht viele Bands erschaffen können.

Apropos Comics: Der oben erwähnte Ego ist ein Charakter aus dem Hause Marvel, kürzlich dargestellt von Kurt Russell in Guardians of the Galaxy Vol. 2. Negasonic Teenage Warhead ist ebenfalls ein Marvel-Charakter und kam kürzlich durch die Deadpool-Filme zu einem Bekanntheitsboost. In diesem Fall wurde aber nicht Wyndorf inspiriert, sondern Grant Morrison. Der Comic-Autor und Schöpfer der Figur entlieh sich den Songtitel als Namen für seine X-Woman.

2 comments

  1. Hello again!

    „Powertrip“ war auch mein erstes Monster Magnet Album. Dieses gehört zu meinen All-Time Favorits. Generell bin ich mehr ein Freund ihrer „straighten“ Rockalben und kann mit so verschnörkelten Sachen weniger anfangen. Kann jetzt nicht daran liegen, daß ich ebenfalls keine Drogen konsumiere, denn Du hast einen Zugang dazu. Vielleicht liegt es an meiner Oberflächlichkeit. „Dopes to Infinity“ habe besitze ich und die Scheibe ist gut, aber weiter zurück bin ich bei Dave Wyndorfs Band nicht gegangen. „Monolithic Baby“ ist das letzte Album, daß ich richtig gut fand. Wobei „4-Way-Diablo“ und vor allem das neue „Mindfucker“ rockt. Die beiden Alben dazwischen waren mir zu berauschend. 🙂

    Rock on! (Hauptsache es gefällt.)
    Holly

    P.S.
    Ich mag Eure Fotos im Blog. Mal was ganz anderes und Eigenes.

    1. Vielen Dank für den Kommentar.
      Die folgenden Alben waren deutlich straighter und ich muss zugeben, dass ich wohl einer der wenigen bin, die „God says No“ richtig gut finden. War damals für mich das Rock-Album des Jahres.
      Mit der Rückkehr zu den Anfängen haben Monster Magnet viele alte Fans wieder abgeholt, die sie vorher etwas verloren hatten. Gerade „4-Way-Diablo“ kam ja nicht besonders an. Fand ich aber auch stark. Aber egal wie man es dreht, Monster Magnet machen ihr Ding, auch wenn es oftmals nicht den erhofften Erfolg bringt. Da ist dann aber trotzdem für jeden Rock-Freund etwas dabei.

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