Ant-Man war vor drei Jahren eine geglückte Superhelden-Komödie. Gilt das auch für Ant-Man and the Wasp? Oder tappt die Fortsetzung in die Höher-Weiter-Schneller-Falle?
Quanten! Quanten, Quanten, Quanten. Klingt gut, oder? So wissenschaftlich. Quanten-Physik, Quanten-Technologie, Quanten-Mechanik. Quanten-Miniatur, -Muskulatur, -Marmelade. Worauf ich hinaus will: Ant-Man and the Wasp übertreiben es ein bisschen mit ihrem Tech-Talk. Da ist ausgiebig von Quanten die Rede, von irgendwelchen Regulatoren, die kalibriert werden müssen, oder war es rekalibriert? Und von irgendwelchen Kalibrierungen, die reguliert werden sollen. Eigentlich alles egal. Das Gerede um den Quanten-Quark bleibt ein Spiel mit Worten und dient vor allem dazu, den Helden in den unmöglichsten Situationen mal kontrolliert, mal unkontrolliert kleiner oder größer zu machen und den nächsten Lacher zu landen.
Eigentlich ist das ja gut. Ant-Man baut bewusst auf übertriebene Selbstironie, schließlich ist der Ameisen-Ansatz nicht gerade der düsterste und ernsteste. Ok, ein Spinnen-Ansatz ist auch nicht besser, aber Spider-Man reißt schließlich auch gerne lockere Sprüche. Der Punkt beim neuesten Ant-Man ist nur: So gut der Humor im ersten Teil funktioniert hat, nämlich weil er wohldosiert war, so sehr nimmt er nun im zweiten Teil überhand. Das sorgt zwar für hübsche kleine Episoden wie etwa einen Superhelden-Einsatz in der Grundschule oder ein Händchenhalten zwischen Paul Rudd und Michael Douglas – das sieht man nun wirklich nicht oft. Aber, so abgedroschen das klingt, die Handlung bleibt dabei auf der Strecke.
Superhelden-Screwball
Ant-Man and the Wasp braucht bei aller Witzelei recht lange, um seinen Plot ans Laufen zu bringen. Das liegt wohl auch daran, dass die Macher ihre recht simple Superhelden-Mission in eine Screwball-Komödie verpackt haben. Denn eigentlich geht es „nur“ darum, in eine subatomare Welt zu reisen und Michelle Pfeiffer zu befreien, die dort seit 30 Jahren festsitzt. (Was natürlich die Frage aufwirft, wovon sich die Gute da unten so lange ernährt und wie sie ihre strahlend weißen Zähne erhalten hat.) Für Superhelden aus Marvelhausen ist das eigentlich eine der einfacheren Übungen. Allerdings gibt es noch ein paar böse Buben und verbitterte Mädchen, die den Helden das Leben schwer machen. Indem sie ihnen ihr geschrumpftes Labor klauen, das zwingend zur Rettungsaktion benötigt wird.
Also jagen Paul Rudd als Ant-Man und Evangeline Lilly als die Wespe fortan eine geschlagene Stunde hinter besagtem Labor her wie weiland Barbara Streisand und Ryan O´Neal hinter den vier Koffern (für die Spätgeborenen: gemeint ist die Komödie Is´ was, Doc?). Mal landet das Labor bei dem einen, dann kriegt es wieder der andere in die Finger, nur damit es sich schließlich noch ein anderer schnappt. Zwischendurch taucht mal das FBI auf, nimmt diesen oder jenen gefangen, der dann wieder ausreißt, nur um kurz bei sich daheim vorbei zu schauen, bevor dort noch mal das FBI aufschlägt. Klingt turbulent? Ja, ist es auch, aber man ahnt es: Das Treiben kann noch so viele Haken schlagen, es kommt nicht von der Stelle, sondern dreht sich weitestgehend um sich selbst.
Charme – auf zwei Stunden gedehnt.
Charmant ist der zweite Streich des Ameisen-Manns zweifellos. Dafür sorgen schon die Schauspieler: Michael Douglas ist routiniert dabei, Paul Rudd witzig wie immer. Michelle Pfeiffer und Evangeline Lilly sind einfach hinreißend. Ant-Man and the Wasp sind auch sehr einfallsreich, wenn es darum geht, das Maximale (und Minimale) aus dem Spiel mit den Größenverhältnissen herauszuholen. Dabei gibt es hübsche Spielereien mit den Klischees des Genres, zum Beispiel wenn ein Motorrad bei einer Verfolgungsjagd zwar spektakulär explodiert – nur eben im Maßstab 1:24. Aber es hilft halt nichts, wenn Charme und Schauwerte auf zwei Stunden gestreckt werden. Irgendwann ist das alles einfach nur noch ermüdend.
In Kürze: Ant-Man and the Wasp ist ein Superhelden-Film im Screwball-Comedy-Gewand. Der Ameisen-Mann rettet weder Welt noch Menschen, sondern jagt hinter einem geschrumpften McGuffin her. Das ist vielleicht ein guter Aufhänger für ein vergnügliches Spiel mit den Dimensionen. Doch dreht sich das Treiben viel zu lange um sich selbst und wirkt dann irgendwann nur noch ermüdend.
Bewertung: 6 / 10
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