Wer krank ist, liegt im Bett – und kommt ne Menge rum. Denn er greift oftmals zu Film und Serie, um sich vom Infekt abzulenken. Ich habe da auch so meine Serien…
Die Zukunft ist selten rosig – die Science Fiction kennt da so einige bedrohliche Szenarien. Es gibt zum Beispiel faschistoide Diktaturen. Atomkriege. Den Öko-Kollaps. Oder Alien-Invasionen. Doch die größte Gefahr, welche die Menschheit jetzt und in Zukunft plagt, wird viel zu selten thematisiert: die Erkältung. Dabei ist der gemeine grippale Infekt bestens dazu geeignet, alles Leben, wie wir es kennen, auszulöschen. Nehmen wir Futurama: Antiheld Fry schleppt einen Erreger vom 20. Jahrhundert ins 31. Jahrhundert ein und löst damit prompt eine Epidemie aus. Einziges bekanntes Gegenmittel: Alle Infizierten werden unter Quarantäne gestellt und in die Sonne befördert. Als Therapie nicht angenehm, aber immerhin konsequent.
Wie ich auf das Thema komme? Mich hat es kürzlich selbst erwischt, und das nicht zu knapp. Dreimal bin ich beim Arzt, bekomme ein Kortison-Spray, Codein-Tropfen, ein Mittel gegen starke Schmerzen. Irgendwann denke ich mir: Bist du noch Patient oder schon Junkie? Und trotzdem geht das Fieber nicht weg. Also greife ich noch zu einem weiteren Mittelchen, das es in keiner Apotheke gibt: zur leichten Muse. In diesem Fall zu Futurama. Man hat sich das so vorzustellen: Fry und Professor Farnsworth reisen durch die Zeit – ich huste. Amy fängt was mit Bender an – ich schniefe. Zoidberg operiert munter an der Planet Express-Crew herum – ich… hänge über dem Waschbecken. Und anschließend schaue ich die Hälfte der Folgen noch mal, eben weil ich nur die Hälfte mitbekommen habe. Das heilt zwar nicht, aber es lindert – und ist dabei harmloser als Ibuprofen.
Gegen Grippe: Star Wars
Ich bin ja nun nicht der Erste, der die Wirkung von Filmen und Serien bei Krankheiten erkannt hat. Vielleicht erinnert sich jemand an diese Szene aus How I met your Mother: Marshall erzählt Teds neuer Flamme Stella, welche Bedeutung der Film Star Wars (also A New Hope) für ihren Liebsten hat: Ted schaut seinen Lieblingsfilm an verregneten Sonntagnachmittagen im Herbst – und er schaut ihn, wenn er mit Grippe flachliegt. Weil es ihm dann besser geht. Selbst Guillermo del Toro hat es zuletzt gesagt, als er seinen Film The Shape of Water vorstellte: „Ich glaube fest daran, dass der Film die Kraft zu heilen hat.“ Jetzt will ich del Toro mal sehen, wenn der mit Grippe im Bett liegt, ob ihm so etwas wie Pans Labyrinth oder Crimson Peak da wirklich weiterhilft. Aber vielleicht bekommt er auch seine besten Ideen im Fieberwahn.
Nun, ich habe meine ganz eigene Film- und Fernsehtherapie. Futurama gehört nicht dazu. Warum? Lustig ist die Serie, keine Frage. Hintersinnig. Gut gemacht. Aber irgendwie auch ein bisschen aggressiv und laut und beinahe schon ein psychedelisches Erlebnis, wenn man malad danieder liegt. Man denke nur an die Hypno-Kröte. Und überhaupt: Wer kann denn in Ruhe genesen, wenn Leela und Amy in gefühlt jeder zweiten Folge in Unterwäsche zu sehen sind? Vielleicht hat sich mein jüngster Infekt deshalb so lange gehalten. Ich bin ja auch selbst schuld, denn normalerweise schaue ich eine andere Serie im Krankheitsfall: Star Trek – The Next Generation, kein Scherz. Und dabei bin ich nicht mal ein Trekkie.
Earl Grey – heiß!
Das mag vielleicht daran liegen, dass die Serie insbesondere in ihren ersten Staffeln eine so wunderbar gediegene 80er-Jahre-Atmosphäre verbreitet. Und dass sie sich so wunderbar unaufgeregt, ja, beinahe bieder wegerzählt: Die Erde ist in Gefahr, die Enterprise explodiert gleich. Doch es ist immer noch genug Zeit, dass Picard einen Earl Grey trinkt, Data ein Theaterstück einstudiert und Wesley den grinsenden Streber gibt.
Star Trek gilt gemeinhin als Utopie. Zumindest hatte Gene Roddenberry das Trek-Universum mal als einigermaßen perfekte Zukunft angedacht. Was die Produzenten natürlich nicht daran gehindert hat, jedes Mal intergalaktische Kriege und tödliche Intrigen zu entfesseln, wenn die Einschaltquoten sanken. Doch so positiv Roddenberry die Zukunft ursprünglich gezeichnet hatte, in einem Punkt war sie nicht perfekt: die Erkältung. Es gibt sie noch. Zumindest zu Zeiten von Enterprise: Dort fängt sich Lieutenant Malcolm Reed in der Folge Schlafende Hunde einen Infekt ein. Knapp 100 Jahre später hat sich die Lage nicht verbessert. So foppt Spock in der Folge Platons Kinder seinen Lieblingsarzt McCoy damit, dass dieser vielleicht mal irgendwann einen Schnupfen heilen kann. Erst nochmals 100 Jahre später scheint der gemeine Infekt besiegt: In Die Schlacht von Maxia unterhalten sich Schiffsärztin Crusher und Captain Picard darüber, wie die Menschen einst von der Erkältung gebeutelt wurden. Naja, dafür gibt es die Cardassianische Grippe.
Baseballschläger gegen Kopfschmerzen
Ein Blick ins weltweite Netz zeigt mir: Ich bin nicht allein. Viele Leute haben ihre speziellen Filme und Serien, wenn sie krank sind. Allerdings geht das zuweilen nicht ganz so brav zu wie bei mir. Manche Leute schauen sich dann die Filme von Quentin Tarantino an. Ist auch naheliegend, Kill Bill oder Inglorious Basterds zu schauen, wenn man Schmerzen hat, oder? Man rufe sich die Szene mit Eli Roth, Richard Sammel, Eli Roths Baseballschläger und Richard Sammels Schädel vor Augen. Vielleicht hat die Szene irgendwas Betäubendes, wenn man gerade Kopf- und Gliederschmerzen hat. Andere gucken Stirb langsam. Ist ja auch logisch, egal ob Terrorakt oder Virusinfektion, der Name ist schließlich Programm.
Filme gegen Viren – das ist übrigens kein geschlechtsspezifisches Phänomen. Eine kurze Google-Suche zeigt: Nein, auch die Damenwelt greift gerne zu Blu-Ray und Streaming, wenn die Nase läuft und der Schädel brummt. Frau empfiehlt Frau bei einem Infekt Bridget Jones. Oder Notting Hill. Dirty Dancing. About a Boy. Sex and the City. Oder irgendeine Jane Austen-Verfilmung (ihr wisst schon: Stolz und Vorurteil und Zombies). Echt jetzt, werte Damen? Meint ihr das ernst!?!
Keine Krankenfilme für den Kranken
Was ich niemals schaue, wenn ich krank bin: Filme mit Kranken. Und über Krankheiten. Das Untergenre „Krankenfilm“ hat sicherlich einige Meisterwerke hervorgebracht. Und einigen Krankheiten das Stigma genommen. Dennoch wären solche Filme bei mir definitiv kontraproduktiv. Um nur einige Beispiele zu nennen…
- Lorenzos Öl: Meisterwerk von Mad Max-Regisseur George Miller mit Nick Nolte und Susan Sarandon. Tolle Schauspielerleistungen, packende Geschichte nach wahren Begebenheiten. Aber auch ein Film über eine ziemlich fiese Krankheit.
- Streets of Philadelphia: Tom Hanks endgültiger Durchbruch als Charakterdarsteller. Und ein Film, der eine Diskussion über AIDS ausgelöst hat. Toll. Bloß nicht gucken, wenn man krank ist.
- Und wieder spring´ ich über Pfützen: Kindheitstrauma! Es geht um einen Jungen, der Anfang des 20. Jahrhunderts an Kinderlähmung erkrankt. Herz erwärmend, aber in der Beschreibung der „Therapie“ auch brutal. Tut beim Zuschauen weh.
- Emergency Room: Für mich der Höhepunkt aller Krankenhaus-Serien. Die Serie macht auch reichlich Gebrauch von Kunstblut und ist deshalb nicht immer heilsam.
- Transformers 2: Ganz einfach zu viele Risiken und Nebenwirkungen.
Dr. Spielberg rät…
Da greife ich doch deutlich lieber zu Unterhaltungsware, die mir ein gutes Gefühl verschafft. Irgendwas, das mit wohligen Erinnerungen verbunden ist. Das schon in Kindheit und Jugend ein Renner war und sich über die Jahre gehalten hat. Mal von Star Trek TNG abgesehen, sind das beinahe ausnahmslos Filme, bei denen George Lucas und Steven Spielberg mitgemischt haben. Und das erschöpft sich nicht mit Star Wars und Indiana Jones, auch solche Filme wie Willow und Young Sherlock Holmes stehen im Medizin-Schrank.
Ich habe mir jedenfalls vorgenommen: Wenn es mich das nächste Mal dahin rafft, dann lasse ich wieder die Crew der Enterprise NCC-1701-D ran. Ihre Erfahrungen mit Krankheiten haben die Next Generation-Leute schließlich schon gemacht. Oder warum – sorry für den billigen Witz – tragen die sonst Schlafanzüge?
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