Weltuntergänge kann es gar nicht genug geben – findet jedenfalls Hollywood. Schlaue Unterhaltung kommt selten dabei heraus. Aber im Fall von Geostorm vielleicht ganz kurzweilige?

Gar nicht mal so übel. Also, ich meine: Gar nicht mal sooo übel. Ich habe ja durchaus ein Herz für überproduzierten Hirnriss in Filmform. Da setze ich mich im vollen Bewusstsein ins Heimkino, dass Hollywood mal wieder sinnlos Millionen und Abermillionen verpulvert hat in einem weiteren hilflosen Versuch, das Publikum mit einer simplen Geschichte und visuellem Krawall zu überwältigen. Geostorm ist so ein Fall – oder besser: Er scheint so ein Fall zu sein. Wenn man sich den Trailer anschaut, denkt man jedenfalls bei den ersten Bildern: Jau, das wird ein Heuler. Da geht es um Naturkatastrophen im Triple-XL-Format, ausgelöst durch ein globales Wetter-Manipulations-Satelliten-Netz. Praktisch ein neuer The Day after Tomorrow, nur mit blöderer Ausgangsbasis. Könnten mal wieder harmlos-infantile zwei Stunden werden.

Geostorm ist objektiv gesehen kein guter Film, dessen darf man sich bewusst sein. Aber wenn man dem Film eine Chance gibt, merkt man, dass sich die Macher zumindest etwas dabei gedacht haben. Der Film ist vordergründig eine Zerstörungsorgie, wie es sie heutzutage viele gibt. Aber das stimmt halt nur zur Hälfte. Denn neben dem Krawumm-Plot präsentiert uns Regisseur Dean Devlin, der alte Weggefährte von Roland Emmerich, auch einen Verschwörungs-Plot in oberen US-Regierungskreisen. Also ein bisschen White House down. Es geht um den Missbrauch der genannten Wetter-Maschinerie und die Jagd auf die Hintermänner. Das hat beinahe etwas von einem klassischen Whodunit, das sich parallel auf der Erde und im Weltraum entspinnt. Und siehe da: Es kommt schon fast so etwas wie Spannung auf.

Internationales Team unter deutscher Führung

Überraschend erfreulich fällt dabei auch der „internationale“ Ansatz der Geschichte auf. Ok, der Held ist natürlich Amerikaner, wie sich das gehört, auch wenn er vom Schotten Gerard Butler gespielt wird. Aber die US of A retten die Welt ausnahmsweise mal nicht im Alleingang. Vielmehr bekommt der Zuschauer eine bunt zusammengewürfelte Truppe präsentiert mit – man höre und staune – Alexandra Maria Lara als deutscher Kommandantin Fassbinder (!) und gleichzeitig als nicht ganz unwichtiger Sympathieträgerin. Devlin macht da also gewissermaßen eine nette kleine Utopie einer vereinten Welt auf – wie er das auch zusammen mit Emmerich vor zwei Jahren in Independence Day: Resurgence getan hat. Sollte das Gespann auf seine alten Tage die Weltbürger in sich selbst entdeckt haben?

Geostorm / Darum geht´s: Die nahe Zukunft: Die Erde ist von Klimakatastrophen gebeutelt, so dass sich die Nationen zusammentun, um den Planeten zu retten, und eine Wettermaschine im Weltraum bauen. Dumm nur, dass es wieder einen fiesen Möpp gibt, der das Konstrukt als Waffe missbraucht und zwecks neuer Weltordnung mal eben Tabula rasa machen will. Also sind Alleskönner Gerard Butler, sein Filmbruder Jim Sturgess, dessen Secret Service-Flamme Abbie Cornish und die deutsche Weltraum-Kommandantin Alexandra Maria Lara gefordert, konstruktiv aufs Happy End hin zu arbeiten. Dabei begegnen uns ein unterforderter Ed Harris, ein ebenfalls unterforderter Andy Garcia, eine überforderte Kinderdarstellerin, ein vor dem Weltuntergang geretteter Hund, eine coole Matchless-Jacke von Butler und eine pathosgeschwängerte Musik von Lorne Balfe, die uns wohlig an Armageddon erinnert. 
Kein gutes Skript, aber doch ganz sympathisch
Geostorm auf Blu-Ray im Steelbook.
Kann man machen, muss man aber nicht: Geostorm im Steelbook.

Immer noch zur Erinnerung: Geostorm ist kein guter Film. Wie es schon beinahe vorprogrammiert ist, zeichnet sich der Streifen im Großen wie im Kleinen durch mehrere Blödheiten aus. Das fängt bei der Vorstellung des gebotenen Personals an, das mehr Klischee denn Charakter ist. Und das geht munter mit Actionszenen weiter, bei denen Gewitterblitze mal eben Autos explodieren lassen, wenn es die Story gerade erfordert. Auch kriegt es das Skript nicht so richtig hin, die beiden Handlungsstränge im All und auf der Erde funktionierend zusammenzupappen. Ein etwas kleinerer Maßstab mit etwas mehr Fokussierung hätte es auch getan. Vielleicht ist diese „Zerrissenheit“ aber auch der problematischen Produktion zuzuschreiben, die nicht von Devlin, sondern auf Geheiß des Studios von Krawall-Produzent Jerry Bruckheimer beendet wurde.

Letztlich bleibt festzuhalten: Geostorm ist als reiner Schlechtwetterfilm mit frontal gefilmten Menschenmassen, die vor Computeranimationen wegrennen, irgendwie falsch vermarktet worden. Er bietet ganz kurzweilige Unterhaltung ohne Anspruch und wird ein recht sympathischer Eintrag in meine Guilty Pleasure-Sammlung.

In Kürze: Der nächste Film in der Reihe „groß, aber doof“. Geostorm ist objektiv kein guter Film und bietet keine wirklich runde Story. Aber er hat durchaus gute Ansätze und ist letztlich ganz sympathischer Weltuntergangs-Hirnriss mit Verschwörungs-Bonus. Klassisches Guilty Pleasure.
Bewertung: 5 / 10 (mit leichter Tendenz nach oben)

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