Independence Day ist nicht gut, aber Kult. Und sein Nachfolger, der 20 Jahre später ins Kino kam? Im Grunde genauso. Und doch ein bisschen anders…

Die Aliens kommen – wieder. Immerhin haben sich die feindlich gesinnten Tentakel-Viecher ganze 20 Jahre Zeit gelassen, um die Erde ein zweites Mal heimzusuchen. Roland Emmerich – soweit die gute Nachricht – hat die Zeit genutzt und sich zusammen mit seinem Spezi Dean Devlin einige Gedanken gemacht. Nämlich darüber, wie man die simple „Aliens machen alles kaputt“-Formel sinnvoll über eine weitere Laufzeit bringen kann. Das Ergebnis: In Independence Day: Resurgence hat sich die Welt seit dem ersten Angriff gehörig weiterentwickelt. Die Menschen haben die Hinterlassenschaften der besiegten Außerirdischen genutzt und technisch deutlich mehr zu bieten als Smartphones und Social Media.

Sowieso hat die „Schlacht von 1996“ die Erde in ID-R, so die Kurzform des Titels, verändert. Da herrschen nicht Populismus und Handelskriege. Vielmehr hat das globale Problem „Alien-Invasion“ die Menschen über Landes- und Mentalitätsgrenzen hinweg zusammengeschweißt. Im Grunde eine nette Utopie, die Emmerich da entwirft, und beinahe schon eine richtige Parallelweltgeschichte. Also ein Genre, das man im Kino nicht so häufig sieht. Allerdings – und jetzt kommen wir zu den schlechten Nachrichten – ist die vereinte Welt im Film seltsam militarisiert. Die Menschen erwarten einen neuen Angriff aus dem All und leisten fleißig ihren Beitrag. Da greift vielleicht Paul Verhoevens alte Theorie, dass der Krieg aus jedem einen Faschisten macht. Nicht umsonst mutet ID-R optisch ein gutes Stück wie Verhoevens Starship Troopers-Verfilmung an.

Emotionen? Wozu sollen die gut sein?

Sowieso hapert es mal wieder auf der erzählerischen Seite. Während sich der erste Independence Day noch zu viel Zeit genommen hatte, um seine Figuren einzuführen, hastet der Nachfolger durch die Exposition. In der Eile vergisst er leider, seine Charaktere mit Leben zu füllen. Letztlich bleiben sie, und das ist beim Will Smith-Ersatz Jessie Usher besonders spürbar, laufende Kleiderständer. Also ohne funktionierenden Background und somit ohne emotionalen Unterbau. Besonders schmerzhaft wird das mal wieder – Spoiler-Alarm! – bei den Verlusten unter den Hauptfiguren deutlich: Da mögen dieses Mal Vivica A Fox und Bill Pullman den Löffel abgeben, doch irgendwie juckt das keinen der jungen Filmangehörigen so richtig.

Independence Day: Resurgence / Darum geht´s: Habe ich doch geschrieben: Die Aliens kommen wieder auf die Erde und machen alles kaputt.


Aber gut, statt einer Inhaltsangabe vielleicht eine Beobachtung am Rande: Das Interessanteste an Emmerichs Weltenzerstörungen ist irgendwie immer das, was man nicht sieht. So wäre es bei 2012 spannend zu sehen gewesen, wie die kläglichen Überreste der Menschheit ihre Zivilisation wieder aufbauen. Und bei ID-R wäre es nett zu sehen gewesen, was in den 20 Jahren zuvor geschehen ist.

Independence Day: Resurgence im Steelbook
Keine gute Wertanlage: Das Steelbook von ID-R fiel im Preis schneller als ein Ufo auf den Atlantik.

Punktet Independence Day: Resurgence dann wenigstens mit den Schauwerten? Nun, sagen wir´s mal so: Es geht viel zu Bruch. Aber es war keine gute Entscheidung, in Sachen Zerstörung noch mal zwei Schippen drauf zu legen. Denn: Ein Raumschiff von der Größe eines Kontinents mag auf dem Papier vielleicht wie eine gute Idee anmuten. Doch wenn solch ein Raumschiff auf der Erde landet und alles unter sich begräbt, wirkt das nicht mehr imposant, sondern abstrakt. Das alles klingt nun vernichtend? Ok, dann wird es Zeit für den Disclaimer: Independence Day: Resurgence krankt inhaltlich an den gleichen Problemen wie sein Vorgänger – und das auch noch ohne Will Smith und 90er-Jahre-Feeling.

Doch so wie der erste Teil strahlt ID-R die Faszination einer Popcorn-Kino-Wundertüte aus und macht Spaß, indem er aus dem Vollen schöpft. Außerdem gibt es kaum US-Patriotismus, aber dafür mehr Brent Spiner. Und Maika Monroe sieht echt niedlich aus. Das ist doch auch schon was.

In Kürze: Bunt, laut, doof – Spektakel! Insofern steht Independence Day: Resurgence seinem Vorgänger in nichts nach. Pro: Emmerich und Devlin haben sich ein paar Gedanken gemacht zu dem, was sie da tun. Contra: ID-R ist eben ein zweiter Teil und tappt in die „Größer, weiter, schneller“-Falle.
Bewertung: 5 / 10

 

 

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