Hollywood hat keine neuen Ideen? War das nicht schon immer so, zum Beispiel vor 25 Jahren? Da brachte Disney die drei Musketiere ins Kino. Mit Jungstars!

Die Drei Musketiere auf DVD.
Ein Relikt aus alten Zeiten: Disney hat von seinen drei Musketieren tatsächlich noch keine Blu-Ray veröffentlicht. Deshalb fristet die DVD weiterhin ihr Dasein in der Sammlung.

Die drei Musketiere – also die Filmversion von 1993 – macht es einem nicht so ganz leicht. Nehmen wir zum Beispiel d´Artagnan, diesen jugendlich-übereifrigen Nachwuchs-Helden aus der Gascogne. Der sieht aus wie Chris O’Donnell. Was per se nicht schlecht ist, hatte O’Donnell doch ein Jahr zuvor mit dem Duft der Frauen einen großen Hit gelandet und sich als neues heißes Ding in Hollywood empfohlen. Dieses heiße Ding hatte nur damals mit seinen 23 Jahren noch etwas Babyspeck drauf – und dann war auch noch jemand auf die Idee gekommen, ihm eine Minipli zu verpassen. Nein, von der Haarmode zu Zeiten der Musketiere habe ich keine nennenswerte Ahnung, aber rein optisch war das ein lausiger Einfall.

Und was ist mit den namensgebenden drei Musketieren? Die wiederum sehen aus wie Kiefer Sutherland. Und Charlie Sheen. Und Oliver Platt. Wenn man so will: Wir haben da den erweiterten Kreis des Brat Packs aus den 80ern. Zudem waren Sutherland und Platt kurz zuvor noch mit Flatliners recht erfolgreich gewesen. Die Besetzungsliste lässt also einen recht offensichtlichen Schluss zu: Die drei Musketiere in der Version von 1993 sind ein durch und durch und durchkalkuliertes Studioprodukt aus dem Hause Disney. Da wollte man dem damals jungen Zielpublikum einen weiteren quasi-historischen Stoff im Kielwasser der erfolgreichen Robin Hood-Verfilmung mit Kevin Costner bieten. Hüben wie drüben durfte Michael Kamen die Musik komponieren und zusammen mit Bryan Adams einen Hit zum Film schreiben („Everything I do I do it all for Love“ oder so ähnlich). Damit es dann noch zum Filmtitel passt, singt Adams im Trio mit Sting und Rod Stewart.

Eigentlich war zum Thema alles gesagt

Die ehemals hippe Besetzungsliste ist im Grunde die einzige Existenzberechtigung für den Film. Mal abgesehen davon, dass es bis dato rund 50 Verfilmungen und einige Serien gibt, die sich den französischen Raufbolden widmen: Mit dem selbstironischen und deutlich werkgetreueren Zweiteiler von Beatles-Regisseur Richard Lester war eigentlich alles zum Thema gesagt. Im Vergleich zu der überdrehten Sause aus den 70ern wirkt das Disney-Teil wie die fußlahme Oma beim Häkeln. Da helfen auch die vielen albernen Sprüche nichts, die Freund und vor allem Feind gleich vom Beginn (der Bruder mit der Blutfehde) bis zum klirrenden Finale (Spoiler: Rochefort und sein Ableben) in den Mund gelegt bekommen.

Die drei Musketiere / Darum geht´s: Der junge d´Artagnan kommt nach Paris, um Musketier zu werden. Dabei legt er sich zunächst mit drei besonderen Exemplaren – Athos, Porthos und Aramis – an, schließt aber schnell mit den drei Musketieren Freundschaft. Gemeinsam kommt die Bande einem Komplott des bösen Kardinals Richelieu auf die Spur, der den französischen König Ludwig XIII. stürzen will und dazu ein Bündnis mit dem englischen Herzog von Buckingham plant. Keine Frage, dass die königstreuen Musketiere alles tun, um das zu verhindern. Soweit die grobe Rahmenhandlung, die von Alexandre Dumas´ Roman übrig geblieben ist. Die Verfilmung von 1993 leistet sich einige Veränderungen des Originals und lässt in ihren 105 Minuten Laufzeit auch einfach einiges weg. Zum Beispiel die Liebelei der französischen Königin mit dem englischen Buckingham und die daraus resultierende Intrige rund um ein Diamant-Collier. 
Ein Film wie „nach Hause kommen“

Nach der langen Vorrede bleibt allerdings festzuhalten: Dieser Film um die drei Musketiere ist ein bisschen wie „nach Hause kommen“. Regisseur Stephen Herek (Critters, Bill & Ted Teil 1) hat den Stoff nicht unbedingt schwungvoll und spannend, aber angenehm altmodisch und verschwenderisch ausgestattet aufs Zelluloid gebracht. Es ist trotz aller Kritik ein kurzweiliges Vergnügen, den ganzen Stars dabei zuzuschauen, wie sie stets bei bestem Wetter durch die blitzeblanken Kulissen (die in Österreich entstanden sind) rennen, reiten und fechten und ihre nicht minder blitzeblanken Kostüme ausführen. Fürs Auge gibt es also allemal was. Und irgendwie war die Zeit, als der Kiefer und der Charlie noch jung waren, doch ganz schön, oder?

Kleines Fleißsternchen übrigens für Tim Curry: Der läuft hier als böser Kardinal Richelieu zwar auf Schurken-Autopilot. Aber sein schmieriges Grinsen hat noch jeden Film veredelt.

In Kürze: Durchkalkuliertes Studioprodukt, das der Geschichte um die Musketiere absolut nichts Neues hinzufügen kann. Aber trotzdem eine vergnügliche und im guten Sinne altmodische Mantel- und Degen- und Kostüm-Sause bei eitel Sonnenschein.
Bewertung: 7 / 10 (Nostalgiebonus inklusive)

3 comments

  1. Hello again!

    Freue mich, daß ihr den Film 7/10 Punkten gebt, obwohl die Kritik ja nicht viele positive Punkte enthält. Tim Curry ist großartig in dem Film und der Rest ist doch sehr gelungen. Meilenweit besser als der schreckliche Robin Hood.
    Meine liebste Musketier-Verfilmung mit, wie ihr schon sagt, altmodischem Abenteuerflair. Immer noch besser, als die mit Effekten zugebombten neuen Hollywoodproduktionen. Einzig die BBC-Serie mochte mir noch zu gefallen.
    Wird Zeit, das die Disney-Musketiere endlich auf Blu-Ray erscheinen.
    Viele Grüße
    Holly

    P.S.
    Finde es toll, daß Ihr Euch auch „alte“ Filme vornehmt und Euch nicht auf aktuelle Filme beschränkt.

  2. Willkommen zurück, Holly! 🙂

    Freut mich, dass dir die Bewertung gefällt. Ich war übrigens auch sehr überrascht, als ich gesehen habe, dass es noch keine deutsche BD von dem Film gibt. Die Bildqualität der DVD verlangt einem beim Schauen doch einiges ab. Dabei käme dem Film mit der verschwenderischen Ausstattung eine HD-Veröffentlichung sicherlich zugute.

    Und ja, wir nehmen uns hier das vor, worauf wir gerade Lust haben. Das Kino der 90er versprüht inzwischen schon hübsch viel Nostalige-Feeling. Und das Kino der Nuller Jahre bietet erstaunlich viel, das wiederentdeckt werden kann.

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