Es gab eine Zeit, da dominierte der Western das Kino. Aber Ende der 1960er verlagerte sich diese Dominanz nach Europa – und verschwand dann ganz. Ab den 1980ern krähte kein Hahn mehr nach den wortlosen Revolverhelden vergangener Tage.
Natürlich gab es danach immer wieder Versuche, das Genre wieder zu beleben. Aber jeder Versuch blieb am Ende erfolglos, und so teilten sich die wenigen Filme grob in zwei Gruppen: Hochglanz-Prestige-Projekte und Direct-to-Video. Erstaunlicherweise waren die besten Beiträge zum Genre dann aber Filme, die sich genau dazwischen bewegten. Kein Oscar-Bait und keine Trashperle, sondern solide Streifen, die sich auch mal was trauten oder ihr Genre mit anderen mischten. In a Valley of Violence ist so ein Film.

Vom Horror zum Western

Regisseur Ti West ist leider immer noch nicht der Durchbruch gelungen, den er verdient. Mit The Innkeepers und House of the Devil hat er zwei der besten Horrorfilme des neuen Jahrtausends geschaffen. Und auch seine übrigen Werke zeugen von einem großen handwerklichen Geschick und Liebe zum Detail. So war die Nachricht, dass er sich an einem Western versuchen wollte, auch eine sehr erfreuliche.

West konnte für sein Projekt namhafte Darsteller engagieren. Allen voran Ethan Hawke und John Travolta. Ersterer spielt einen getriebene Mann, dessen einziger Freund seine Hündin Abby ist, mit der er ausgiebige Selbstgespräche führt. Travolta agiert als besonnener Marshal der Stadt, der am Ende sichtlich zwiegespalten ist, für welche Seite er sich denn nun entscheiden soll. Manchmal spielt er etwas „over-geacted“, aber trotzdem immer passend.

Auf der weiblichen Seite gesellen sich dann Karen Gillan und Taissa Farmiga hinzu. Die beiden haben einige absurde Szenen zu spielen, die sie mit Bravour meistern.

Klassische Story, ungewöhnliche Präsentation

Die Story an sich ist schnell erzählt. Im Grunde bekommt der Zuschauer eine klassische Rache-Geschichte präsentiert, die jedoch durch einige nette Klischee-Umrundungen etwas origineller ausfällt. Für einige Zuschauer sicherlich noch immer zu simpel, und man hätte auch konsequenterweise weitere Klischees vermeiden können. Allein die „John-Wick-Motivation“ wird vielen vermutlich nicht ausreichen.

Zur Auflockerung der bekannten Story trägt aber die bewusste Überhöhung des Humors bei. Teilweise kommen einige Situationen und Dialoge wie aus dem Nichts. Das wird nicht jedermanns Fall sein, machen sie den Film doch recht eigenwillig, aber wer sich darauf einlässt, kann eine Menge Spaß haben. Am Ende bekommt man dadurch einen sehr eigenständigen Film präsentiert.

„These men leave me with nothing. I’m gonna leave them with less.“

Wie der Titel schon verrät, kommt auch die Gewalt nicht zu kurz. Einige Spitzen hauen richtig rein und zeugen von Wests Horror-Vergangenheit. Auch ein kurzer Anflug des Boogeyman-Themas deutet darauf hin und ist im Film sehr effektiv eingesetzt. Ein weiterer Punkt, der die Atmosphäre drastisch verdichtet, ist der Score von Jeff Grace. Wie ein düsterer Italo-Western dröhnen die Klänge über die Bilder und sorgen für eine großartige audiovisuelle Komposition.

In Kürze: In a Valley of Violence ist inhaltlich kein großer Wurf. Die Präsentation hingegen kann voll überzeugen. Ti West bietet einen eigenwilligen Rache-Western mit gut aufgelegten Darstellern, einem atmosphärischen Score und einigen netten Einfällen. Der Film wird nicht jedem gefallen, hat aber Eier in der Hose.
Bewertung: 8/10

In a Valley of Violence / Darum geht´s: Ein Fremder kommt mit seinem Hund in eine Stadt. Natürlich muss der Rüpel des Ortes Stress machen und bekommt dafür auf die Nase. Während der Marshal den Ernst der Lage erkennt und die Situation deeskaliert, lässt der Rüpel mit seiner Gang die angeknackste Ehre nicht einfach so stehen. Es kommt, wie es kommen muss, und der Fremde schwört Rache. Zu spät bemerken die Einwohner der Stadt, mit wem sie sich angelegt haben.

Eines der schicken Western-Themen von Jeff Grace:

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