Mission: Impossible – Fallout ist bereits der sechste Teil der Reihe. Das wirft die Frage auf: Ermüdet das Ganze inzwischen oder setzt der neueste Beitrag noch einen drauf?
Wie besucht Ottonormalbürger eine Party, wenn er denn eine besucht? Fährt er mit dem Auto, nimmt er die S-Bahn, geht er gar zu Fuß? Alles schön kostengünstig und vor allem gefahrlos? Tom Cruise ist mit seinen Mission: Impossible-Filmen inzwischen weit über solche Banalitäten hinaus: Der Mann muss zu einer Gala im Grand Palais in Paris – also fliegt er hin und springt mit dem Fallschirm ab. Aber er tut dies auch nicht wie Ottonormal-Fallschirmspringer. Nein, er macht das per Militär-Frachtmaschine und Halo-Jump aus 8.000 Metern Höhe, mit Atemmaske und sogar mitten durch ein Gewitter. Alle anderen sind derweil per Metro angereist.
Mission: Impossible – Fallout ist verfilmte Bewegung. Das ist natürlich eine Phrase, denn Film hat immer irgendwie mit Bewegung zu tun, erst recht der – nomen est omen – Actionfilm. Doch selbst Actionfilme verstehen dieses Prinzip selten so gut wie der aktuelle sechste Beitrag im M:I-Reigen. Das fängt schon beim Hauptdarsteller an: Tom Cruise rennt und rennt und rennt. Quer durch Paris und London, über Straßen und Dächer. Und wenn er gerade nicht rennt, dann springt er durch Fenster, dann düst er mit irgendwas Fahr- und Fliegbarem durchs Bild oder prügelt sich mit irgendjemandem auf einem Berg in Kaschmir. Das ist ein richtig schönes Action-Ballett, das da geboten wird und das über 2,5 Stunden kein Ende zu finden scheint.
Hypnose per Motorradjagd
Regisseur Christopher McQuarrie, der schon den fünften M:I-Film gedreht hat, sorgt derweil dafür, dass das Feuerwerk nicht ermüdet oder fad wird. Er kennt die Bausteine, die zu einer unmöglichen Mission gehören, ziemlich gut und weiß sie auch möglichst effektiv zusammenzusetzen. Da wäre zum Beispiel die lange Motorradjagd durch Paris, die weitestgehend ohne Dialoge auskommt und das Feld dem trommelnden Soundtrack und den Soundeffekten überlässt. Da haben Bilder und Töne schon beinahe hypnotische Wirkung, etwa bei der Fahrt durch den Gegenverkehr rund um den Arc de Triomphe. Damit ist aber längst nicht der Höhepunkt erreicht. McQuarrie rüstet das Action-Arsenal beharrlich auf, schneidet am Ende ganze Action-Stränge parallel und streut vereinzelt Suspense-Momente ein, wenn sich Hubschrauber-Hatz, klassischer Faustkampf und Atombomben-Entschärfung abwechseln.
Das komplexe Krachbumm erzeugt durchaus Spannung und ergibt einen ganz wunderbaren Bilderrausch. Inhaltlich ist Mission: Impossible 6 derweil nichts Neues. Auch wenn solche Verkürzungen unfair sind: Es geht mal wieder darum, die Welt zu retten. Es gibt Agenten und Doppelagenten, Terroristen und Verschwörungen. Und es gibt mal wieder die eigene Regierung, die der Hauptfigur misstraut. McQuarrie versteht diese altbekannte Grundkonstellation aber eh nur als grobes Gerüst für die Action und reduziert den erzählten Anteil des Films auf ein Minimum. Da ist es dann auch egal, wenn die Handlung nur der Überraschung wegen ein oder zwei Haken zu viel schlägt.
Actionfilm wird Familienfilm
Viel wichtiger: Die Mission: Impossible-Familie ist wieder beisammen – im Guten wie im Schlechten. Der Film führt die Kontinuität der letzten Episoden fort, bietet erneut den Bösewicht Solomon Lane aus dem fünften Teil und spendiert der Geschichte um Tom Cruises Filmfrau Michelle Monaghan aus dem dritten Teil endlich eine ordentliche Auflösung. Als Actionfilm ein echtes Brett und der vorläufige Höhepunkt der Reihe.
In Kürze: Zweieinhalbstündiges Action-Dauerfeuer der gelungenen Sorte. Christopher McQuarrie nimmt die bekannten Versatzstücke der Mission: Impossible-Reihe, schüttelt sie gut durch und setzt sie neu wieder zusammen. Inhaltlich ist eher Minimalismus angesagt, aber als Actionfilm ist M:I 6 pure Bewegung und der Höhepunkt der Reihe.
Bewertung: 9 / 10
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