The Predator hat die beste Ausgangsbasis, nämlich Shane Black. Der kann harte Action und coole Sprüche. Was soll denn da noch schiefgehen?

The Predator (auf Deutsch: Predator: Upgrade – sic!) ist mal wieder so ein Film für ein „hätte, könnte, sollte“-Spielchen. Soll heißen: Wie hätte eine Fortsetzung von Predator aussehen sollen, damit er auch nur annähernd mit dem überlebensgroßen Original mithalten kann? Der ausgewiesene Filmnerd, der bei seinen Heiligtümern aus den 80ern keinen SPASS versteht, hätte gleich mal drei Regeln aufgestellt:

  1. Der Predator hätte als erfahrener Jäger auftreten müssen.
  2. Er hätte ein paar Elitesoldaten jagen müssen, welche die Gefahr ERNST nehmen.
  3. Er hätte diese sonst so gefährlichen Elitesoldaten hilflos aussehen lassen müssen.

Das Schlüsselwort lautet: ERNST! Nicht SPASS. Schließlich war auch Arnold Schwarzenegger vor rund 30 Jahren der unbesiegbare Überheld, die muskelbepackte Tötungsmaschine, der Terminator. Und selbst für den wurde es ziemlich ernst im Angesicht des Predator. Das also hätte der Filmnerd treffsicher analysiert – und wäre dann wohl ziemlich enttäuscht gewesen, hätte er die gleiche Soße wie ehedem vorgesetzt bekommen.

Aus ERNST wird SPASS wird ERNST

Auftritt Shane Black. Ja, genau, Shane Black, Regisseur, Drehbuchautor und Nebendarsteller im ersten Predator-Film. Wer nun Shane Black kennt, der weiß, dass er eigentlich nichts ERNST nimmt. Und tatsächlich liefert er hier eine ironische Variante des ersten Teils ab: Zwar darf wieder eine militärische Spezialeinheit gegen den übermächtigen Gegner antreten. Nur haben die harten Männer in diesem Fall mächtig einen an der Klatsche und sind eigentlich gerade auf dem Weg zum Militärpsychiater, als ihnen das Alien über den Weg stapft. Und das ist der Ausgangspunkt für einen ausgelassenen und überkandidelten Zerstörungsporno mit dicken Knarren und haufenweise dummen Sprüchen. Die Pannemann-Truppe macht bei ihrem Kampf keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, zwischen Gewalt und Witzen, zwischen Gefahr und Spielerei. Die Protagonisten haben nur ganz viel SPASS daran, ganz viel kaputt zu machen, ganz viel zu lachen und ganz viele Oneliner rauszuhauen. Und dann weiter zu ziehen, um noch ganz viel mehr kaputt zu machen.

Wenn man so will, befindet sich der neue Predator mit der humorigen Spiegelung in guter, wenn auch nicht unbedingt beliebter Gesellschaft: John Carpenter drehte bereits die Fortsetzung der Klapperschlange ins Absurde. Und Arnold Schwarzenegger traute sich im dritten Aufguss des Terminator sogar, eine rosa Sternchenbrille aufzusetzen. Rosa! Wer sich also auf das Augenzwinkern einlässt und akzeptiert, dass dieser Film hier ganz einfach ein anderes Ziel verfolgt, der kann mit dem brachialen Rambazamba durchaus seinen SPASS haben. Allerdings nur in den ersten zwei Dritteln. Dann jedoch wird mehr und mehr ein ganz ERNSTES Problem sichtbar, das der Film bei allem ehrbaren Ansinnen hat: Eine Horde von mentalen Kaputtniks gegen den Predator kämpfen zu lassen, sieht lange Zeit ganz reizvoll aus. Nur trägt es nicht den gesamten Film. So kopflos die Menschentruppe ans Werk geht, so läuft der Film gegen Ende komplett aus dem Ruder.

Die „höher, weiter, schneller“-Falle

The Predator verliert dann jedes Maß. Der Außerirdische bringt die Menschen hier nicht einfach um, sondern zerquetscht, köpft, teilt durch, weidet aus – und unsere Heldentruppe macht dazu nur doofe Sprüche und stolpert von Szene zu Szene. Dann kommt noch so eine „höher, weiter, schneller“-Attitüde dazu, indem ein neuer Predator einfach größer sein muss und genetisch verbessert, indem sein Background nicht mehr der eines Jägers, sondern eines Gen-Splicers ist, indem die Menschen mit dem Alien kommunizieren, seine Technik nutzen, sogar auf seinem fliegenden Ufo kämpfen. Die Handlung war eben noch in der Vorstadt, ist plötzlich in einer geheimen Militärbasis, im Wald, in der Luft, in einem anderen Wald, wieder explodiert etwas, wieder werden Leute geköpft, ausgeweidet, wieder gibt es dumme Sprüche – bei aller Liebe zum gepflegten B-Film: das ist nicht spannend, das ermüdet. Dass es offensichtlich auch massive Nachdrehs gegeben hat und man dem Film das Schnitt-Massaker ansieht, macht das alles nicht besser.

„Kennst du Whoopi Goldberg? Das ist ein Alien-Whoopi Goldberg!“ – Soldat über den Predator

The Predator / Darum geht´s: Aaaaalso… Predator bruchlandet im Dschungel auf der Erde, trifft auf Elitesoldat. Elitesoldat setzt Predator außer Gefecht, nimmt Predator etwas Alien-Technologie ab, schickt diese zu seinem autistischen Sohn nach Hause. Sohnemann, weil Autist, entschlüsselt Alien-Technologie – und nutzt diese als Verkleidung auf Halloween. Predator folgt Alien-Technologie und damit auch dem Kind. Elitesoldat folgt auch dem Kind und dem Predator, tut sich dabei mit durchgeknallter Soldatentruppe zusammen. Wissenschaftlerin folgt auch Predator und tut sich ebenfalls mit Elitesoldat und Pannemann-Truppe zusammen. Weiterer Predator kommt auf die Erde, folgt dem ersten Predator, weil der ein Verräter ist, tötet Predator, kidnappt Kind, weil das Autist und damit was Besonders ist. Elitesoldat und Wissenschaftlerin und Pannemann-Truppe folgen wieder Kind, dieses Mal aber dem zweiten Predator. Ach, und geheime Regierungstruppe folgt abwechselnd Kind und Predator und Pannemann-Truppe und Wissenschaftlerin. Nebenbei und am Ende geht ganz viel kaputt. Hatte ich schon geschrieben, dass der Film irgendwann komplett aus dem Ruder läuft?
Gute Ansätze, aber es hilft nichts

Jetzt ist es nicht so, dass The Predator nicht viele gute Ansätze gehabt hätte. Die Schauspieler – allen voran Boyd Holbrook und Olivia Munn – machen ihre Sache ja ganz gut. Und die Idee, eine starke Frauenfigur gleichwertig zu der harten Männertruppe zu führen, ist auch recht reizvoll. Ja, sogar die autistische Kinderrolle hat was. Aber The Predator ist ein irgendwie chaotischer Film und – die Alien versus Predator-Filme ausgenommen – der schwächste Beitrag der Reihe.

In Kürze: The Predator will nicht der Original-Predator sein und wählt den humorigen Ansatz. Was vielleicht nicht jeder gut finden muss, aber doch zumindest ganz ehrenhaft ist. Das funktioniert streckenweise sogar ganz gut. Doch irgendwann läuft der Film komplett aus dem Ruder, wird chaotisch und ermüdet. So reicht´s dann doch nur für den letzten Platz in der Reihe.
Bewertung: 6 / 10 (mit leichter Tendenz nach unten)

Der Predator und die Old-School-Ideen


Mit Fortsetzungen von Kultfilmen aus den 80ern ist das ja immer so eine Sache. Einerseits wollen die Fans keine Kopie des bekannten Überfilms aus der eigenen Kindheit. Andererseits wollen sie aber auch nichts, das sich zu weit vom Ursprung entfernt. Es soll vielleicht etwas mehr Hintergrund liefern, aber bloß nicht den Mythos zerstören. Warum nur tun sich Filmemacher den Blödsinn immer wieder an (rhetorische Frage, die Antwort ist natürlich: „Geld“)? Was könnte denn eine Lösung für das Dilemma sein? Im Grunde ist es ganz einfach: Man lässt sich von anderen Klassikern aus den 80ern inspirieren. Dachte sich zumindest wohl Shane Black. Denn The Predator erinnert in seiner Grundkonstellation gleich an zwei Filme aus der guten alten Zeit:



  • Critters: Wie, Critters?!? Wo zum Teufel sieht man in The Predator denn kleine pelzige Gremlins-Klone, die ein paar Landeier terrorisieren? Nein, Entwarnung, so etwas gibt es im Black-Film nicht, das war auch gar nicht gemeint. Die Sache ist vielmehr: In Critters jagen gute Außerirdische böse Außerirdische. Die Menschen sind da nur eine kleine Randerscheinung für die extraterrestrischen Besucher. Das hat’s bei The Predator auch, wo ein Alien ein Verräter-Alien jagt und die Menschen nur im Weg stehen. Apropos: Spielort ist hier wie dort eine Kleinstadt, übrigens auch mit dem gleichen Kleinstadt-Look (ok, gab´s auch schon in AvP 2).

  • Dark Angel: Gemeint ist der Klopper mit Dolph Lundgren. Und man höre und staune: Auch dort jagen Außerirdische andere Außerirdische. In diesem Fall jagen Alien-Cops hinter Alien-Drogendealern her. Und was wollen die Drogendealer: Die spritzen Menschen Heroin, um ihnen danach die freigesetzen Endorphine aus dem Gehirn zu entnehmen. Weil das auf die Aliens wie Rauschgift wirkt. In The Predator dagegen kommt raus, dass die Dreadlock-Träger auf die Erde kommen, um den Menschen DNA zu entnehmen und diese in den eigenen Genpool einzufügen, quasi als Upgrade (was bei einer Alien-Rasse, die den Menschen per se überlegen ist, schon ein steiler Einfall ist).

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