Gar lustig ist das Ritterleben… Mag man glauben, wenn man Galavant sieht. Sehr mutig, ein Ritter-Musical ins Fernsehen zu bringen. Oder sehr albern?
Gar lustig ist das Ritterleben:
Turniere, Saufen, Übergeben!
Doch kriegt´s der König mit der Angst,
wenn der Ritter singt und tanzt…
Was denn? Wieso das Augenrollen? Ja, ok, ich habe mich hinreißen lassen, zugegeben. Galavant macht halt Laune. Vereint aber auch viele gute Sachen, die Serie: Ritter, Könige, Burgen, Mittelalter. Und Gesang! Und platte Witze! Hey, kann das ernsthaft schlecht sein? Eben, finde ich auch nicht. Um die Serie mal einzuordnen: Man stelle sich vor, die Braut des Prinzen und der Sternwanderer hätten nach einem kleinen Besäufnis ein bisschen zu viel gefummelt. Herausgekommen wäre ein Kind von der Art Kind, die immer die Katze ärgert. Und Mel Brooks gibt den Patenonkel. Da wären wir bei Galavant.
Es hat sicherlich schon länger keine Serie mehr gegeben, die so schön hemmungslos herumgeblödelt hat. Zumal die Fantasy-Sparte seit Game of Thrones nur noch aus Blut, Dreck und… naja… aus Brüsten zu bestehen scheint. Hier gibt’s die klassische Märchenvariante, die sich aber zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt. Es strahlt immer die Sonne vom Himmel, Frauen sind immer perfekt geschminkt (Männer auch), und die allseits bekannten Klischees des Genres werden lustvoll durch den Kakao gezogen. Das reicht von der Jungfrau in Not, die weder Jungfrau noch in Not ist, bis zum bösen König, dem eigentlich nur der richtige Kumpel fehlt. Da wird sogar mal dem Publikum zugezwinkert oder genervt geseufzt, wenn im Hintergrund die Geigen zur nächsten Gesangsnummer anheben.
Auch ein Scherge hat Gefühle
Dass das ausgelassene Treiben generell wie eine Parodie auf diverse Disney-Märchen wirkt, kommt nicht von ungefähr: Serienschöpfer Dan Fogelman hat schon einige Drehbücher für die Maus geschrieben, unter anderem Cars und Tangled. Viel wichtiger aber: Die Songs hat Alan Menken übernommen, und der hat von Arielle (Animation) bis zu Die Schöne und das Biest (Realfilm und Animation) schon eine Reihe von Märchen zum Klingen gebracht. Die Hymnen und Balladen im schönsten Dur und Moll setzen sich nicht nur beharrlich im Ohr fest, sondern werden durch ironische und zuweilen recht schwarzhumorige Texte gebrochen.
Jetzt hätte übrigens das Risiko bestanden, dass sich der Cast durch seine eh schon übertriebenen Rollen chargiert. Tatsächlich sind aber alle mit der gebotenen Spielfreude bei der Sache, vorneweg Timothy Omundson als König Richard. Vinnie Jones zeigt etwas Selbstironie als netter Scherge Gareth. Und nebenbei gibt es Cameos von Hugh Bonneville, Ricky Gervais, Anthony Head, „Weird“ Al Yankovic, John Stamos und Kylie Minogue. Galavant ist sicherlich nicht perfekt, dafür sind manche Witze zu gut abgehangen und manche Pointen zu platt. Auch wurde das Märchenland durch Serien wie Once upon a Time oder Comics wie Fables schon kräftiger auf den Kopf gestellt. Für Musicalhasser dürfte Galavant sowieso eine Tortur sein. Aber wenn man was zum Kritteln sucht, findet man ja immer was. Es ist einfach schön, dass die Macher die vergnüglichen 20-Minüter ins Fernsehen gebracht haben (und dass die Serie dort immerhin zwei Staffeln durchgehalten hat).
In Kürze: Musik, Wein, Weib und auf den Kopf gestellte Klischees im Märchenland.
Bewertung: 8 / 10