Yippie-Ya-Yeah, ein neuer Action-Kinofilm mit Bruce Willis! Wurde auch mal wieder Zeit! Doch Moment, Death Wish ist auch ein Remake eines Genre-Klassikers. Ob das was wird?
Das eigentlich Bemerkenswerte ist wohl Folgendes: Bruce Willis spielt mal wieder in einem Kinofilm. Und zwar in einem Actionfilm. Punkt. Das ist es. Immerhin wird dem guten Bruce seit Jahren – und das nicht ganz zu Unrecht – vorgeworfen, dass er sich müde und lustlos durch irgendwelche B-Filme schleppt und dafür leichte Kohle abgreift. Ausverkauf der Marke Willis. Jetzt spielt er also mal wieder eine Kinorolle. Und zwar in einem Actionfilm. Wie schlägt er sich dabei? Nun, es bleibt festzuhalten: Der gute, alte Bruce schleppt sich etwas müde und lustlos durch die Handlung. Schade. Aber irgendwie ist es doch ganz nett, diesen ehemaligen Action-Gott mal wieder mit einer Knarre in der Hand zu sehen.
Diese schlafwandlerische Gelassenheit des Hauptdarstellers passt aber auch ganz gut zum Film. Eli Roths Remake des Genre-Klassikers Death Wish von 1974 ist recht routiniert geraten. Das ist gar nicht mal negativ gemeint: Der Film gibt sich überwiegend bodenständig und unaufgeregt und spult seinen Rachethriller-Plot Schritt für Schritt ab – das Verbrechen an der Familie, die Wandlung des Vaters zum Vigilanten, ein paar Schießereien hier und da und ein Polizistenpärchen, das brav neben der Handlung her läuft. Das ist alles nicht sonderlich aufregend oder innovativ. Aber es ist wohltuend altmodisch. Und Roth wäre nicht Roth, würde er nicht einige saftige Gewaltdarstellungen einstreuen. Soweit, so ok.
Selbstjustiz wie in alten Zeiten
Sowieso: Death Wish 2018 wirkt seltsam aus der Zeit gefallen. Das Original mit Charles Bronson spielt in New York und stammt aus einer Zeit, als die Kriminalität in den amerikanischen Großstädten einen neuen Höchststand erreichte. Doch das war in den 70ern. Im Remake soll nun Chicago der neue Hexenkessel sein, und den inszeniert Roth eben so, wie eine amerikanische Großstadt im Film der 70er ausgesehen hat: mit nassen Straßen, dreckigen Hinterhöfen und vor allem mit Split Screen-Sequenzen. Retro-Fans und Kino-Nostalgiker werden daran natürlich ihre Freude haben. Sieht ja auch schick aus.
Die Sache ist nur: Irgendwie fehlt dem Remake das Dringende und Zwängende, das die Selbstjustiz-Geschichte damals ausgemacht hatte. Einerseits ist das kein Wunder, schließlich sind fast 45 Jahre vergangen, und vieles, was damals schockierte, ruft heute nur noch ein müdes Gähnen hervor. Vigilanten gab es seitdem mehr als genug im Kino. Allerdings wird dieser Punkt dadurch erschwert, dass sich Roth – und sein Drehbuch-Autor Joe Carnahan – auch nicht sonderlich Mühe geben, die Geschichte zu aktualisieren. Ein paar nette Ansätze sind vorhanden. Etwa der Abstecher in den örtlichen Waffenhandel, der beinahe schon satirische Züge trägt und ein Seitenhieb auf die NRA hätte werden können. Oder die öffentliche Debatte in den Medien (wohlgemerkt nicht den sozialen Medien), die immer wieder in den Film eingestreut wird. Nur bleiben das eben Ansätze, die somit isoliert und aufgesetzt wirken.
Eine verpasste Gelegenheit
So ist Death Wish 2018 zwar ein sauberes Remake. Aber es ist auch irgendwie ein Film der verpassten Gelegenheiten. Der durchschnittliche Zuschauer kennt heutzutage vier Purge-Filme, eine Purge-Serie und diverse Grausamkeiten aus dem Torture Porn, den Eli Roth mit seinen Hostel-Filmen sogar mitgeprägt hat. Da hätte Death Wish in Story und Figurenzeichnung ruhig etwas drastischer ausfallen dürfen.
In Kürze: Death Wish 2018 ist ein routiniertes Remake des alten Films mit Charles Bronson. Allerdings verpasst der Film die Gelegenheit, seine Geschichte angemessen in die heutige Zeit zu transferieren. Der Streifen ist angenehm retro, aber ihm fehlt leider das Drängende, wie es das Original ausgezeichnet hat. Ach, und Bruce Willis spielt mit. Nur mal am Rande erwähnt.
Bewertung: 6 / 10
1 comment