Manche Songs packen einen einfach. Sie sind nicht mehr wegzudenken und begleiten einen – im besten Fall – ein Leben lang. Dabei kann es Liebe auf den ersten Hördurchgang sein, oder sich erst langsam entwickeln. Musik ist Balsam für die Seele und gibt viel zurück. Und Lieblingslieder schaffen es, dass Leben zu bereichern, zu verändern und besser zu machen. Die Macht von Kunst im allgemeinen und Musik im speziellen.
Ich gehöre zu den Menschen, die sich oft einzelne Stücke auf neu gekauften Musikalben herauspicken und sie immer wieder hören. Das sind dann meistens die Stücke, die man vorher bereits gehört hatte und gut fand. Auf der anderen Seite bedeutet dies aber auch, dass die restlichen Songs etwas benachteiligt werden. Erst wenn man die bekannten Stücke „über“ hat, widmet man sich dem Rest. Und manchmal kommt es dann auch vor, dass man über echte Perlen stolpert und sich fragt, warum man dieses Lied nicht schon viel früher gehört hatte. So geschah es bei mir mit Candy’s Room von Bruce Springsteen. Ein Song, der mich mit der ersten Sekunde hatte und den ich seitdem nicht mehr missen möchte.
Der Song
Der rasende Rhythmus des Hi-Hat gibt von Anfang an die Dringlichkeit des Songs vor. Erst als Springsteen die Geschichte mit seinem Sprechgesang eröffnet, gesellt sich das Klavier dazu und gaukelt so etwas wie Romantik vor. Aber ist es Romantik, oder doch nur Fassade für etwas traurigeres?
There’s a sadness hidden in that pretty face
A sadness all of her own
From which no man can keep Candy safe
Und dann geschieht es. Der erste Kuss! Und der Song explodiert. Die Drums ziehen an und das Klavier gibt sich einer puren Spielfreude hin. Der perfekte Moment, um auch die Gitarren und den Bass miteinzubeziehen. Musik und Gesang verlieren sich in purer Zuneigung zu dieser Frau, nur um im nächsten Moment noch eine Schippe draufzulegen. Die Melodie ändert sich und langsam werden die Wünsche konkreter.
She says, Baby if you want to be wild
You got a lot to learn, close your eyes
Nach einem Gitarrensolo lenkt der Song auf den Endspurt zu. Springsteen als Erzähler ist sich sicher, dass nichts und niemand seine Candy nehmen kann, egal was sie ihr bieten. Und auch wenn der letzte Wunsch nur für eine Nacht gelten mag, er kommt aus dem tiefsten Inneren.
All that I got to give
All that I want, all that I live
To make Candy mine
Tonight
War sie es nun?
Auch wenn der Text oberflächlich recht eindeutig ist, so gab es immer wieder Zweifel, dass es sich bei Candy um eine Prostituierte handeln könnte. Springsteen selbst äußerste sich erst 2010 in einem Interview des Rolling Stone dazu:
Does it really matter? I’ll never tell.
So wird die Frage zwar nicht geklärt, was Candy war, aber eines wird deutlich. Sie war Inspiration für einen ganz großen Song.
Einen Song, den ich immer wieder gerne auflege. Dabei geht es mir nicht einmal um den Inhalt des Textes, eher die Stimmung die dieses Lied verströmt. Die Sehnsucht und die treibende Kraft die diese innehat. Springsteen hat bei mir immer eine besondere Wirkung. Seine Musik baut mich auf, sie tröstet mich und begleitet mich dadurch jeden Tag. Ob ich sie nun bewusst höre, oder einfach nur summe. Und Candy’s Room gehört immer dazu. Ein Lieblingslied eben…
Candy’s Room erschien zuerst auf dem 1978er Album Darkness on the Edge of Town. Das Album bietet einige Über-Songs, die heute immer noch zum Standardrepertoire von Springsteen gehören. Songs wie Badlands, Promised Land oder der Titelsong sind kaum noch wegzudenken. So mag es vorkommen, dass Candy’s Room etwas untergeht. Ändert aber nichts daran, dass der Song ein starkes Album noch stärker macht.