Eine Wachsjacke ist zunächst mal eine Jacke mit Wachs drauf. Die Belstaff Trialmaster Legend ist auch eine Wachsjacke. Und trotzdem ist sie ein bisschen anders…

Belstaff Trialmaster Legend vor Bild von Paramount Pictures
Bezug zum Kino: Die Belstaff Legend ist als „Filmjacke“ ein besonderes Modell.

Merkwürdig. Sehr merkwürdig. Da bin ich doch neulich in der Stadt unterwegs – und um mich herum sind keine komischen Kreaturen zu sehen. Also, natürlich laufen dort in der Fußgängerzone die üblichen komischen Kreaturen, die gemeinhin in der Fußgängerzone so laufen. Aber niemand (mit wenigen Ausnahmen) weist eine ungesunde Gesichtsfarbe auf. Niemand (mit wenigen Ausnahmen) gibt unverständliche Laute von sich. Und niemand (mit mehreren Ausnahmen) sieht seine Mitkreaturen, äh, Mitmenschen aggressiver an als unbedingt nötig.

„Mmh, die Sonne geht gleich unter“, denke ich da so bei mir. „Sollte ich vielleicht besser nach Hause und die Tür versperren, bevor es dunkel wird?“ Zwar deutet nichts auf eine apokalyptische Epidemie hin, die gerade um sich greift. Aber hat da nicht gerade jemand geniest? Sollte ich mir vielleicht doch schnell einen Schäferhund besorgen? Und ein Gewehr? Jawohl, ein Gewehr!

Manche Jacken sind halt mehr Jacke

Ok, ok, ok, bevor nun jemand den Arzt ruft: Mir geht’s gut. Die Szene hat sich natürlich nicht ganz so dramatisch zugetragen. Und weder hege ich krude Amokfantasien noch halluziniere ich von der letzten The Walking Dead-Sichtung. Viel banaler: Ich habe mich getraut, mit einer Jacke in die Stadt zu gehen. Doch nicht mit irgendeiner Jacke, sondern mit dem Modell, das Will Smith in dem Kinofilm I am Legend getragen hat. Belstaff Trialmaster Legend nennt sich das gute Stück.

Der unbelastete Mitbürger mag sich nun – nicht ohne Grund – die Augen reiben und fragen: „Häh?“ Schließlich gilt noch immer: Eine Jacke ist eine Jacke ist eine Jacke. Doch so ganz richtig ist das auch wieder nicht, denn wie im richtigen Leben heißt es auch hier: Manche Jacken sind etwas mehr Jacke als andere. Fachleute sprechen dabei auch von „Filmjacken“. Gemeint sind die Modestücke des gleichen Herstellers und des gleichen Modells, das Filmstars auf der großen Leinwand tragen.

Weil´s cool ist. Oder?
Ecken und Kanten: Das typische Belstaff-Karo dient auch bei der Legend als Futter. Wenn es kalt wird, lässt sich auch eine Weste einknüpfen.

Deshalb lautet die Antwort auf die Frage, warum man ebenfalls solche Stücke anlegen sollte, dann auch schlicht und einfach: Weil´s cool ist. Zumindest von einem gewissen Standpunkt aus. Denn mal ganz ehrlich: Was beim virusbedingten Weltuntergang funktioniert und was am durchtrainierten Will Smith gut aussieht, das muss nicht zwingend beim entspannten Schlendern zwischen Elektronikmarkt und Eiscafé funktionieren.

Die Belstaff Trialmaster Legend ist da – wie so manche Belstaff – sogar noch ein Sonderfall. Bei dem Teil handelt es sich nämlich im Kern um eine Motorradjacke. Das Modell Trialmaster gibt es seit 1948 und wurde speziell für das Scottish Six Days Trial-Motorradrennen entworfen. Für den Film wurde das alte Design dann noch leicht verändert, unter anderem durch einen längeren Schnitt. Baumwolle, wasserdicht gewachst, vier aufgesetzte Taschen, dicke Druckknöpfe, ein paar Aufnäher an Schultern und Ellenbogen und nicht zuletzt ein Baumwoll-Gürtel, um die Jacke zusätzlich zum Reißverschluss zu schließen – das Ding passt auch optisch besser auf eine schlammige Piste als auf die Shopping-Meile.

Trialmaster Legend legendär zu groß

Was völlig egal ist, wenn es denn von einigen´mehr oder minder bekannten Persönlichkeiten getragen wurde. Vor Will Smith gab es da so einige, unter anderem Steve McQueen oder Che Guevara. Und hey, so cool wie Steve McQueen ist natürlich nicht mal Will Smith – selbst wenn er die Jacke trägt.

Nur echt mit Plakette: Belstaff spendiert seinen ikonischen Jacken gerne kleine Metallplättchen im Inneren. Hier passend zum Veröffentlichungsjahr des Films.

Meine erste Legend kaufte ich also um 2010, und da war abgesehen vom Preis bereits schwer an das gute Stück heranzukommen. So wie die Jacke auch an Will Smith etwas zu groß aussieht (man achte im Film mal weniger auf Smiths Filmpartnerin Alice Braga, sondern vielmehr auf die Ärmel), kaufte ich natürlich in gutem Gewissen auch eine Nummer zu groß. Also besah ich mich einige Jahre später eines Besseren und erstand eine Neuauflage, die speziell für einen deutschen Modehändler gelabelt worden war, eine Nummer kleiner. Was macht man nicht alles als verstiegener Filmfan?

Zu der Jacke gehört übrigens noch die passende Tasche, die Will Smith im Film ebenfalls mit sich herumgetragen hat (Besprechung hier). Auch diese habe ich zwei Mal gekauft. Ja, verstiegender Filmfan trifft es wohl gut.

Spaß beiseite: alltagstauglich oder nicht?


Seien wir mal ehrlich: Mit Motorradjacken in die Innenstadt – das ist längst kein No-Go mehr. Zwischen Hohe Bleichen in Hamburg über Goethestraße in Frankfurt bis zur „Maxi“ in München schalten unzählige Normalos per Jacke in den Coolness-Modus (sie versuchen es tapfer). Deshalb kann man auch die Belstaff Trialmaster Legend guten Gewissens beim Wochenend-Ausflug überziehen. Die Fakten:



  • Material: Baumwolle, gewachst, Cord an Kragen und Ärmeln.

  • Pflege: nicht waschen, nicht bleichen, nicht bügeln, Schmutz mit einem feuchten Lappen entfernen, ab und zu neu wachsen (Belstaff-Wachs ist online zu haben).

  • Schnitt: schlanker und vor allem länger als die normale Trialmaster, was wohl dem hochgewachsenen Will Smith zu verdanken ist.

  • Robustheit: zwar ein Fashion-Artikel, aber auch eine Wachsjacke, macht also viel mit.

  • Wintertauglichkeit: wie bei jeder Wachsjacke bedingt. Lässt sich mit einer einknöpfbaren Belstaff-Weste aber zur Winterjacke umbauen.

  • Biker-Tauglichkeit: Sieht auf dem Bike gut aus, mehr aber auch nicht. Keine Protektoren, kein Hightech-Gewebe. Also besser nur posen.

  • Gürtel oder kein Gürtel: „Belt-Job“ ist Geschmackssache. Gürtel ist leicht zu entfernen, dann bleiben zwei Schlaufen.
Film doof, Jacke toll
Gewissensfrage: Der Gürtel stört viele Träger. Er lässt sich einfach hinter dem Rücken schließen – oder entfernen.

Apropos Film: Auch wenn es paradox erscheinen mag, aber den Film mit Smith fand ich doof. Nicht wegen der computergenerierten Kreaturen, sondern wegen der Story und dem dezenten Subtext vor allem in der zweiten Hälfte. Da gefielen mir die ersten beiden (oder wenn man so will: die ersten drei) Verfilmungen des gleichnamigen Romans von Richard Matheson besser.

Tja, und was macht man mit so einer wind-, wasser- und weltuntergangsfesten Wachsjacke? Genau, man hängt sie an den Haken und freut sich. Ab und zu denkt man sich sogar: Ach, komm, warum nicht? Und dann kann es einem so gehen wie Will Smith im Film. Nämlich wenn man plötzlich in der Fußgängerzone steht und erkennt: „Die komische Kreatur, das bin ja ich.“

 

 

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