Der Fernsehfilm Das Millionenspiel ist ein Stück deutsche TV-Geschichte – mit Dieter Thomas Heck und Dieter Hallervorden auf der Besetzungsliste. Doch wie schneidet das Stück in der heutigen Zeit ab?

Zufälle gibt´s… Da denke ich mir doch: Mensch, lange nicht mehr Das Millionenspiel gesehen. Also den Fernsehfilm von 1970. Darin geht es um eine makabre Fernsehsendung, in der ein Kandidat um sein Leben spielt und eine Woche lang vor einer Mörderbande fliehen muss. Und kaum habe ich den Streifen eine Viertelstunde gesehen, wer meldet sich da per Skype? David! „Was machst du gerade?“, fragt der, worauf ich knapp antworte: „Millionenspiel.“ Bin ja schließlich mitten im Film. „Könnte ich auch mal wieder sehen“, meint David. Grund genug für ein spontanes Double Feature. Also setze ich den Film zurück auf Anfang und schaue noch mal von vorne. Naja, gute Filme kann man auch zwei Mal gucken, selbst innerhalb einer Viertelstunde.

Ach, übrigens: Das Millionenspiel führt einige bekannte Namen auf der Besetzungsliste. Da wäre Dieter Hallervorden als Anführer der Mörderbande zu nennen, 5 Jahre vor seinem Durchbruch mit Nonstop Nonsens. Der eigentliche Grund, warum ich das Millionenspiel aber mal wieder auf die Watchlist genommen habe, ist eine andere Rolle, nämlich die von Dieter Thomas Heck als Moderator der Titel gebenden Fernsehsendung. Der Showmaster ist bekanntlich Ende August verstorben (R.I.P.). Und auch wenn mich meine Eltern damals mit Hitparade und Melodien für Millionen gequält haben, so ist mir Heck doch immer als ein Stück öffentlich-rechtliches Heile-Welt-Fernsehen im Gedächtnis geblieben. Ja, die Kindheit war hart…

Geld oder Leben: Das Millionenspiel lockt mit einem großen Gewinn. Doch rechtfertigt das den Einsatz?
Der Dieter. Der Thomas. Der Heck.

Die Sendung „Das Millionenspiel“ beginnt, ausgestrahlt auf dem Privatsender TETV und gesponsert vom Stabilelite-Konzern. Heck tritt als Thilo Uhlenhorst auf, der Moderator der Sendung. Es gibt ein Fernsehballett im schönsten 70er-Jahre-Look – übrigens in der Osnabrücker Halle Gartlage, wo die Sendung stattfindet. Danach wird zum Kandidaten Bernhard Lotz geschaltet, der in einem Hotel aufwacht und ziemlich mitgenommen aussieht. Ein Zimmermädchen verrät ihn an seine Verfolger, worauf Lotz fliehen muss.

David: Huch, das spielt ja in Osnabrück.

Frank: Makabres aus Niedersachsen. 😀 Halle Gartlage. Wusstest du das nicht?

David: Ne, oder ich habe es verdrängt.

Frank: Wie kann man denn so etwas verdrängen? 😉 „Eine der größten Städte in Deutschland“, sagt Heck – Deutschland muss früher sehr klein gewesen sein. 😀

David: Heck moderiert da aber anders als in der Realität.

Frank: Echt? Ich finde das ziemlich ähnlich.

David: Okay, es sind auch erst die ersten 10 Minuten. Ich hatte mehr seinen abgehackten Sprachstil im Kopf. Mit der Zeit wird es doch wieder „normaler“. Kein Wunder, dass viele Zuschauer den Film damals als real angesehen haben. 😉

Frank: Ich habe in Erinnerung, dass der immer so „unsauber“ formuliert hat. Auch mal die gleichen Worte wiederholt. Und natürlich seine eigene Moderation kommentiert, etwa wenn er was auf einem Handzettel nicht lesen konnte.

David: Stimmt. Die Erinnerung kommt zurück

Frank: Früher häufig Hitparade geschaut?

David: Ganz früher…

In der Sackgasse

Wir sehen Lotz, wie er sich in ein Haus inmitten einer deutschen Großstadt flüchtet. Anscheinend gibt es aus dem Haus kein Entkommen, denn seine Verfolger nehmen die Fenster ins Visier. Schließlich versuchen sie, in die Wohnung einzudringen.

David: Schüsse in deutschen Innenstädten. Heute wirkt das irgendwie besonders bitter.

Frank: Zumindest ist der Kontext heute ein anderer. Damals fing das ja mit der RAF an. Möchte aber nicht wissen, wie viele da heute gerne mitballern würden…

David: Wer filmt den Spieler eigentlich? Irgendwer muss den ja filmen, wenn die da im Studio die Bilder sehen.

Frank: Wahrscheinlich jemand mit ner GoPro. 😉 Jörg Pleva, der den Lotz spielt, ist übrigens auch schon tot…

David: Naja, bei dem Herstellungsjahr ist das nicht unwahrscheinlich…

Frank: Ha, jetzt kommt die Diskussionsrunde in der Öffentlichkeit. Die Macher der Sendung interviewen Leute auf der Straße, was sie von der Sendung halten. Immer schön pädagogisch. Das zeigt, dass es eine deutsche Produktion ist.

David: Die Augenbrauen des einen Typen! „Inschtinkt!“ Netter Dialekt.

Frank: „Ich sympathiere mit ihm.“ – sagt die hübsche Frau.

David: In dem Atemzug wäre auch „Ich orgasmiere mit ihm“ möglich.

Frank: Die Dame war halt auf Unität und Akamie. Und nun das verräterische Zimmermädchen. Sie sagt: „Ich muss auch arbeiten, ich weiß, wie das ist.“ Die würde heute wohl eine Partei… etwas weiter rechts von der Mitte… wählen. Solche Sprüche kommen mir doch irgendwie bekannt vor…

David: Die haben gerade auf den Lotz geschossen. Und er rennt nicht weg?

Frank: Ja, eigentlich müssten die nur reingehen und ihn abknallen. Das mit der Zwischenmoderation erinnert mich unheimlich an Big Brother. Hat die Sendung das da direkt abgeschaut?

David: Mit Blick auf die Menschenverachtung würde es passen.

Frank: Schön auch, dass sich die Macher des Millionenspiels bereits über Einschaltquoten unterhalten. Damals gab es ja nur Öffentlich-Rechtliche, da musste sich noch niemand über Quoten Gedanken machen…

David: Also doch Sci-Fi.

Frank: Und dann doch wieder 70er. Da hat jemand ein Fenster einfach mit Pappe „zugemauert“. So würde heute nicht mehr gebaut – außer in Berlin. 😉

David: Dafür halten die Türen recht gut. 😀

Frank: Ist halt ein deutscher Film. Bei den Amis wäre die Tür explodiert.

David: Die Wumme vom Hallervorden würde aber größere Löcher machen.

Hunger Games auf Deutsch

Wir sehen: Lotz kann aus der Wohnung entkommen und flüchtet über ein Dach. Die Flucht gelingt aber nur, weil plötzlich jemand auf dem Dach einige Rauchbomben zündet. Die Rauchbomben wurden von einer Zuschauerin gespendet, die als „Samariterin“ Lotz hilft.

Frank: Heck interviewt eine Gabriele Steinfurth aus Delmenhorst. Das ist ja Elisabeth Wiedemann. Hatte ich ganz vergessen.

David: Dusselige Kuh – also die Tante im Film.

Frank: Kennst du die Schauspielerin noch?

David: Wer kennt sie nicht? 5 Rauchbomben gestiftet? Wie geil.

Frank: Mal ganz ehrlich: Das erinnert aber extrem an Hunger Games. Da konnten die Zuschauer auch kleine Hilfen sponsern.

David: In dem Zuge müsste man auch mal wieder Running Man schauen.

Frank: Apropos: Glaubst du wohl, dass Paul Verhoeven damals das Millionenspiel gesehen hat? Der fing um 1970 ja auch gerade an, Filme zu drehen. Diese Zwischenmoderationen und Werbeeinblendungen erinnern mich jedenfalls sehr stark an RoboCop und Starship Troopers.

David: „Möchten sie mehr wissen?“ 😀 Hat das Millionenspiel international für Aufsehen gesorgt? Dann würde ich behaupten, dass viele dieser Menschenjagd-Stories darauf basieren.

Frank: Klugscheiß-Modus an: Die Original-Story ist ja von Robert Sheckley. Aber Menschenjagd-Storys sind ja noch älter.

David: Aber diese Art, diese Verknüpfung von öffentlicher Unterhaltung und Jagd…

Frank: Ja, wobei es noch die Graf Zaroff-Geschichte gibt, die u.a. Grundlage für Harte Ziele von John Woo war. Ok, ok, Klugscheiß-Modus aus.

David: Aber alles ohne Zuschauerbeteiligung. In dem Zuge: Surviving the Game ist auch gut.

Frank:  Jetzt gibt es eine kleine Unsichtbare-Dritte-Hommage auf dem Feld mit dem Hubschrauber.

David: Und Hallervorden stürzt aus dem Wagen. Slapstick vom Feinsten.

Das Leben ist ein Spiel. Blöd nur, wenn das Spiel einen umbringen will.
Gestern ist heute

Wir sehen: Lotz gerät in einen Hinterhalt seiner Verfolger. Im letzten Moment rettet ihn eine unbekannte Frau und nimmt ihn in ihrem Auto mit. Anschließend wird die Verbrecherbande vorgestellt und von einem Außenreporter für die Sendung interviewt.  

Frank: Wie viele Dinge hast du denn schon im Film entdeckt, die bis heute Realität geworden sind?

David: Irgendwie wirkt das alles topaktuell. Teilweise schon wieder veraltet.

Frank: Also, wir haben Reality-TV, makabre Spielchen à la Dschungelcamp, die Macht von Großkonzernen, Privatsender 14 Jahre vor RTL und SAT.1…

David: Die Verfolgung wäre heute viel einfacher.

Frank: Per GPS.

David: Und die Bevölkerung wäre deutlich involvierter. Wie viele YT-Videos es davon schon gäbe. Und die ganzen Irren, die den Typen selber schnappen wollten.

Frank: Und die ganze Social Media-Verknüpfung.

David: Klar, Facebook, Instagram, Twitter. Als Kameramann wäre heute auch eine Drohne denkbar.

Frank: Die Tante, die den Pleva gerade rettet, ist ja ganz schnuckelig. Was ist das für ne Karre? Ford Taunus oder so?

David: Opel?

Frank: Opel Commodore? Die beiden Marken konnte ich früher nie auseinander halten. Sag mal, erinnert dich die Frisur vom Heck nicht unheimlich an Wolverine? 😀

David: Ja, irgendwie schon. Nur die Brille stört.

Frank: Das Gespräch über die letzten Teilnehmer der Show erinnert mich auch irgendwie an Hunger Games.

David: Ja. Wäre interessant, wenn ein Vorgänger auch mal gewonnen hätte.

Frank: Davon wird nicht geredet, auch interessant… Ah, Kölner Hauptbahnhof. Der Pleva will doch nicht mit dem Zug von Köln nach Osnabrück? Auf der Strecke kommt der nie pünktlich an!

David: Damals war die Bahn noch anders. 😉

Frank: Noch schlimmer?!?

David: Wahrscheinlich. 😀

Frank: Live-Interview der Gangster. Die Anspielungen in den Dialogen sind nett und Dieter Hallervorden ist großartig schmierig.

David: Oh Mann, ein Top-Interview.

Frank: An irgendwas erinnert mich das Interview… Jetzt hab´ ich´s: Mann beißt Hund. Das hier ist ne frühe, harmlose Variante, aber prinzipiell das Gleiche.

David: Am Hauptbahnhof mit Knarren. Der Wahnsinn.

Frank: Hey, die Eisenbahn-Waggons sehen immer noch so aus. Sag mal, der TV-Produktionsleiter mit der markanten Stimme – ist das der alte Cartwright von der Ponderosa Ranch?

David: Als Synchronsprecher? Muss ich nochmal hinhören. Scheint aber zu passen.

Frank: Habe gerade mal nachgeschaut. Friedrich Schütter spielt den, auch schon lange tot…

David: Die Liste der Leute, die schon tot sind, dürfte lang sein.

Das Millionenspiel – einfach abgeschrieben?


Das Millionenspiel wird immer als ein Höhepunkt im Schaffen des Drehbuchautors Wolfgang Menge und des Regisseurs Tom Toelle genannt (die übrigens ebenfalls schon verstorben sind). Beide haben jeder für sich deutsche Fernsehgeschichte geschrieben: Auf ihr Konto bzw. ihre Konten gingen bemerkenswerte Filme und Serien wie Ein Herz und eine Seele, Smog, Nonstop Nonsens, Via Mala oder Der Trinker. Was aber immer wieder gerne vergessen wird: Das Millionenspiel basiert auf der Kurzgeschichte The Prize of Peril von Robert Sheckley (auch verstorben) aus dem Jahre 1958.  Sheckley zählte zu den großen Sci-Fi-Autoren und lieferte mit seinen Kurzgeschichten auch die Vorlagen für die Filme Das 10. Opfer, Condorman oder Freejack.


Wenn man sich The Prize of Peril mal genauer anschaut, mag man sich fragen, was der deutsche Fernsehfilm überhaupt noch hinzu gedichtet hat. Die Hauptfigur in der Kurzgeschichte heißt zwar Jim Raeder, dafür gibt es im Film bitter-ironische Werbeeinblendungen, aber das sind auch schon die wesentlichsten Unterschiede. Ansonsten ist in der 30-Seiten-Geschichte alles zu finden, was auch auf der Mattscheibe zu sehen ist. Selbst die Abfolge ist gleich: die verlassene Wohnung, die zur Falle wird, die Gute-Samariter-Leitung für Zuschauer, die helfen wollen, die Frau im Cabrio, Raeders Spielshowkarriere… etc. etc. Dabei fällt auf: Bereits Sheckley übte augenzwinkernd Medienkritik und sah das Reality-Konzept voraus. Die typisch deutsche Selbstreflexion, also die Szenen, in denen das Publikum zur Sendung befragt wird, fehlt jedoch in der Geschichte.

Das mysteriöse Münsterland

Wir sehen: Lotz schnappt sich ein Taxi und will damit nach Norden. Er ist aber misstrauisch, dass ihn der Fahrer verrät, und steigt wieder aus. In einem Rückblick erinnert sich Lotz daran, wie er als Fernsehkandidat angefangen und sich durch mehrere makabre Shows „hochgearbeitet“ hat. Unter anderem wurde er bewusstlos in ein Flugzeug gesetzt und musste dieses landen.  

Robert Sheckley - Der widerspenstige Planet
Fundgrube an guten Geschichten: Der widerspenstige Planet vereint im Deutschen viele bekannte Kurzgeschichten von Robert Sheckley, darunter Das Millionenspiel..

David: Möpse!

Frank: Sex sells.

David: Wofür machen die noch mal Werbung? Ich war abgelenkt. 😀 Aber geiler Twist.

Frank: Das muss sich der Verhoeven abgeguckt haben mit der Werbung! Jetzt fährt der Lotz mit dem Taxi von Köln nach Düren.  Hach, aus dem Münsterland kommt der nicht mehr lebend raus. 😀

David: Auch ohne Spiel nicht.

Frank: Das deutsche Bermuda-Dreieck.

David: „Wie wird man Millionär?“ Noch eine Idee, die jemand später geklaut hat.

Frank: Erst leben in der Anonymität… Und dann raus per Fernsehsendung. Das gab es auch bei Big Brother, wo die Leute für den Auftritt ihre Jobs geschmissen haben.

David: Wenn sie denn einen hatten.

Frank: Da gab es doch sogar mal einen Lehrer… Wann hast du das Millionenspiel eigentlich zum ersten Mal gesehen?

David: In den 90ern. Zum ersten und vorerst letzten Mal.

Frank: Auf welchem Medium? Kam der im Fernsehen? Der Film lag doch Ewigkeiten im Giftschrank beim WDR…

David: Videoaufnahme.

Frank: Also noch vor Big Brother…

David: Jupp.

Frank: Dann mal Big Brother gesehen oder irgendwas in der Richtung?

David: Big Brother, die erste Staffel. Damals fanden wir das toll.

Frank: War da Zlatko dabei?

David: Ja. Damals dachte man, der ist der Dümmste von allen. Wir ahnten ja nicht, was noch kommen würde.

Frank: Ich finde das erstaunlich, wie viel früher dieser Film hier noch vor der Truman Show und EdTV kam. Und die wurden ja sofort von der Realität überholt.

Auf zum Finale

Wir sehen: Lotz ist per Pedes auf dem Weg zum Fernsehstudio. Ein Haufen Fernfahrer rettet ihn dabei vor seinen Verfolgern. Heck bzw. Uhlenhorst interviewt derweil das Publikum zur Sendung und befragt schließlich auch die Mutter des Kandidaten. Dabei kommt heraus, dass Lotz im richtigen Leben nicht gerade sehr erfolgreich war. Apropos: Kurz vor dem Ziel macht Lotz doch noch schlapp, doch hinter den Kulissen greift der Sender ein, um die guten Quoten nicht zu gefährden.

Frank: Wenn das die 15. Show ist, warum äußert sich das Publikum da überhaupt noch so kritisch? Die müssten in der 15. Staffel doch schon total abgestumpft sein.

David: Warum gehen die auch in die Show, wenn die so kritisch sind?

Frank: In der 15. Staffel Big Brother war die Luft raus. Hier hätte es doch schon längst das Promi-Millionenspiel gegeben. Mit Helene.

David: Die Show kommt ja monatlich. Das nenne ich mal Übersättigung. Vielleicht sind die Zuschauer marvelisiert.

Frank: 50 Mio. Zuschauer auf einem Kanal. Total unrealistisch… 😉

David: Ist halt Sci-Fi.

Frank: Ich frage mich bis heute, warum die OS ausgewählt haben…

David: Billig? 😀

Frank: Tsss.

David: Ne, bestimmt wegen der Schönheit. 😉

Frank: Osnabrück in den 70ern… Tja… Äh… „Wetten, dass…?“ hat da nie stattgefunden…

David: Glück gehabt.

Frank: Der Heck interviewt die stolze Mutti. Musste gar nicht schauspielern.

David: Ne.

Frank: Interviewen konnte der wirklich nicht. War halt mehr der Autoverkäufer…

David: „Sie haben ihn einfach nicht rangelassen.“ Total irre, die Mutter. „Und an alle, die gegen ihn waren: Ich werde sie finden, und dann häute ich sie bei lebendigem Leibe.“ Würde man ihr auch abkaufen.

Frank: Jetzt ist er auf einer Ausfallstraße nach Quakenbrück? Der kommt aus dem Süden und ist plötzlich im Norden?

David: Flinkes Kerlchen. Kein Wunder, dass der Kreislauf schlapp macht. Schönes Trinkspiel: Immer einen Kurzen, wenn Heck „Samariter“ sagt.

Frank: Lalalalala… Was? *Hicks*

David: Die Musik ist irgendwie cool.

Frank: Das Sportstudio hat heute noch solche Musik… Die Ganzkörperkostüme vom Fernsehballett wurden bei Logan´s Run recycelt.

David: Der Lotz betrügt. Lässt sich mit dem Krankenwagen hinfahren.

Frank: Ja, der Lotz ist gewitzt… Der Sender greift ein. Das ist ja geskriptet!

David: Alles Fake! Und die Leute fallen heute immer noch drauf rein.

Die Todesspirale

Wir sehen: Lotz hat es mit Hilfe des Senders doch noch ins Fernsehstudio geschafft. Nun ist die letzte Hürde zu nehmen: Er muss durch eine Spirale laufen, die an drei Stellen offen ist. Seine Verfolger müssen an diesen Stellen versuchen, ihn zu erschießen. Achtung, Spoiler: Lotz wird angeschossen, schafft es aber lebend bis ins Ziel. Der Kandidat ist bewusstlos und wird medizinisch versorgt, Moderator Heck verabschiedet die Zuschauer bis zur nächsten Sendung.  

So nah und doch so fern. Für das schnelle Geld riskiert der Fernsehkandidat sein Leben.

Frank: Ok, deine Taktik: Wie würdest du durch die Todesspirale kommen?

David: Ich würde sie die Munition verschießen lassen.

Frank: Wie?

David: Einen Lauf andeuten und vor dem Loch stehenbleiben.

Frank: Das kannst du aber auch nur einmal machen…

David: Wenn die so doof sind, wie die…

Frank: Schön, dass das Publikum rund um die Spirale sitzt. Die sitzen da bestimmt total sicher…

David: Scheiß auf Querschläger! 😀

Frank: Ich fand diese Spirale bei der Erstsichtung des Films total unfair. Warum eine Woche Todeskampf, wenn man dann auf den letzten Metern noch solche Probleme kriegt?

David: Kriechen würde gehen, unter der Treppe durch…

Frank: Jump`n`Run. Noch so eine visionäre Sache. 😀 Jump`n`Run mit echten Menschen. Ha, ein Verletzter in einer Fernsehshow. Da wären wir wieder bei „Wetten, dass…?“ So bitter das ist. Der Heck steht da wie Thomas Gottschalk seinerzeit bei Samuel Koch.

David: Oh Gott, ja… 😮

Frank: Der Heck war ja ein echtes Männchen…

David: Der erinnert mich gerade an Daniel Stern.

Frank: Stimmt. In City Slickers. Tja, wegen Dieter Thomas Heck gesehen. Aber ich bin begeistert. Da waren echt viele gute Ideen drin.

David: Viele Ideen, die heute alltäglich sind.

Frank: Sofern Dystopien warnen sollen – genutzt hat es nix.

David: Die Prämisse würde mich abschrecken. Wenn der Einsatz das Leben ist, hört der Spaß irgendwie auf.

Frank: Ich weiß gar nicht, ob man das vielleicht nur schulterzuckend quittieren würde nach dem Motto: „Wenn der so blöd ist, da mitzumachen, soll er mal ruhig.“ Und nun? Müde?

David: Müde.

David meint: Kontroverses Fernsehen Made in Germany, heutzutage faktisch nicht mehr vorhanden, in den 70ern aber durchaus möglich. Was damals noch wie Zukunftsmusik klang, wirkt heute in Das Millionenspiel streckenweise schon längst überholt. Der aktuellen Fernsehlandschaft wird mehr denn je ein Spiegel vorgehalten und der salzige Finger tief in die Wunde gelegt. So manches Mal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll. Aber so lange die Quote stimmt, wird sich nichts ändern. Traurige Erkenntnis.


Bewertung: 8/10

Frank meint: Ja, nun, so ein medienkritischer Stoff wie das Millionenspiel lädt natürlich dazu ein, zu problematisieren und sogar zu moralisieren – selbst knapp 50 Jahre nach Erstausstrahlung. Will ich gar nicht, zumal das klassische Fernsehen in Zeiten von Streaming rapide an Bedeutung verliert. Bemerkenswert bleibt trotzdem, wie prophetisch der Fernsehfilm damals geradezu war. Und als Dystopie funktioniert das Millionenspiel aufgrund der dargestellten Extreme noch immer. Einen Makel hat die deutsche Verfilmung aber in meinen Augen: Gleich an drei Stellen muss der Film auf gute deutsche pädagogische Weise das eigene Thema reflektieren. Dabei hätte die Geschichte ohne die Portion Selbstreflexion vermutlich sogar noch besser funktioniert.


Bewertung: 9 / 10

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