Mit Foto-Equipment ist das ja immer so eine Sache: Kameras und Objektive sollen vernünftig untergebracht sein. Aber die Unterbringung soll nicht unbedingt nach Foto-Equipment aussehen. Eine (nicht die einzige) Lösung: ONA Bags.
Und plötzlich ist die Fototasche weg! Ich schaue unter den Tisch, wo sie soeben noch gut versteckt stand, doch jetzt ist sie weg. Der Typ neben uns redet weiter auf meine Begleitung ein, doch ich habe gerade andere Probleme. Ich springe von meinem Platz in dem kleinen Café auf, gucke nach rechts, nach links – und habe Glück. Gerade macht sich jemand, der eben noch neben uns gesessen hat, auf den Weg nach draußen. Mit unserer Fototasche in der Hand! Indem ich aufgesprungen bin, habe ich ihm automatisch den Weg versperrt. Ich reiße ihm die Tasche aus der Hand, ohne lange darüber nachzudenken, ob das jetzt gefährlich werden könnte. Ich checke kurz, ob was fehlt, der Typ guckt etwas gepresst, schließlich klopfe ich ihm auf die Schulter und sage: „Nice try.“ Er trollt sich. Urlaub gerettet.
Es ist aber auch ein Klassiker: Da ist man in einer fremden südländischen Stadt – in diesem Fall Barcelona – unterwegs. Man schleppt seine Fototasche – in diesem Fall von Tamrac – mit sich herum. Man macht Fotos – in diesem Fall vom Plaça Reial. Und wenn man dann auf ein kühles Getränk irgendwo – in diesem Fall im Café Artisa – einkehrt, dann kann es schon mal passieren, dass zwei unscheinbare Herren neben einem Platz nehmen, einer irgendwann aufsteht und einen in ein Gespräch verwickelt, während der andere mal eben unter den Tisch greift. Ein Bekannter, der in Barcelona lebt, warnte mich mehrmals, dass er die Stadt genau wegen solch einem Mist inzwischen hasst.
Aber wir haben es ja auch ein wenig herausgefordert: Wir schleppen eine Tasche mit, auf der groß „Tamrac“ steht, was auf Spanisch so viel bedeutet wie: „Hier ist ne teure Kamera mit Objektiven drin, kommt und klaut!“ Und dann binden wir uns das Ding nicht am Leib fest, sondern stellen es einfach ab. Trotz Warnung. Schön blöd!
Auf der Suche nach der besten Lösung
Was ich mit der kleinen Geschichte sagen will: Fotografieren im Urlaub macht Spaß. Solange man eine Kamera hat. Aber es kann durchaus sinnvoll sein, seine Kamera-Ausrüstung in einer Tasche oder einem Rucksack mit sich herumzutragen, der nicht laut herausschreit: „Kamera! Kamera!“ Deshalb hatte ich lange überlegt, ob ich mir eine der schicken Taschen von Nikon kaufe, an denen natürlich ein Nikon-Schild hängt. Oder ob ich eine Lösung über einen meiner Outdoor-Rucksäcke von Arc’teryx mit einem Foto-Einsatz suche. Oder aber ob ich den unheimlich gefährlichen Nahkämpfer in mir rauslasse und mir einen taktischen Rucksack von Tasmanian Tiger kaufe. Was sich in Kampfeinsätzen in der Golfregion bewährt, kann doch auch bei Städtetouren durchs südliche Niedersachsen nicht verkehrt sein, oder? Ihr merkt sicherlich schon: Ein bisschen Spielerei ist bei der ganzen Sache auch dabei. Ist ja Hobby!
Ein Bekannter, der deutlich besser fotografiert als ich und der seine Fotos deutlich besser nachbearbeitet als ich, brachte mich dieses Jahr auf eine Alternative. Die da heißt: ONA Bags. Dabei handelt es sich um eine Marke, die aus den USA stammt, genauer aus New York, und noch relativ jung ist, die Gründung war nämlich im Jahr 2010. Der Anspruch laut eigener Website: handgefertigt, aus hochwertigen Materialien, designt für Kreative und / oder Professionelle. Tja, ich als Marken-Hure werde da natürlich gleich auf mehreren Ebenen getriggert: „was Besonderes“, professioneller Anspruch und sieht auch noch gut aus. Und auf der rein rationalen Ebene lässt sich natürlich noch rechtfertigen: Die Taschen wirken nicht automatisch wie Fototaschen. Also diebstahlsicher, quasi. Und so praktisch natürlich… Na gut, wie war das mit der Spielerei und dem Hobby?
Zum Beginn ein Rucksack
Ich fange also gleich mal groß an und bestelle einen Rucksack. Nämlich das Modell ONA Bags Camps Bay. Schwarz. Aus Nylon. Oder genauer: aus 1050D Ballistic Nylon mit Leder-Applikationen an Gurten und Schnallen. Das spricht natürlich wieder den besagten Nahkämpfer in mir an, immerhin hat das Gewebe seinen Ursprung im militärischen Bereich und wird auch heute noch in martialischen Situationen genutzt, etwa bei Schutzvorrichtungen für Kettensägen. Allerdings verspreche ich mir tatsächlich zwei bestimmte Eigenschaften davon: Erstens soll das Zeug reißfest sein und zweitens wasserdicht.
ONA bietet seine Taschen auch aus Leder oder gewachstem Canvas an. Aber ich hätte es gerne pflegeleicht und vor allem robust, um nicht gleich jammern zu müssen, wenn ich mit dem Teil mal an der Wand entlangschramme und der erste Kratzer drin ist. Immerhin sind die ONA-Teile – gemäß dem eigenen Premium-Anspruch – nicht ganz günstig. Außerdem habe ich mit dem 1050er Nylon bereits bei der Marke Tumi gute Erfahrungen gemacht, aber das ist eine andere Geschichte.
Zu den Spezifikationen:
- Name: The Nylon Camps Bay, Marke: ONA Bags
- Material: 1050D Ballistic Nylon (angeblich handgefertigt), Messing-Schnallen im „Gunmetal“-Finish,
- Leder-Applikationen
- Maße: 43cm x 30,5cm x 15cm
- Gewicht: 1,8 kg
- Fronttasche mit direktem Zugriff aufs Kamerafach
- Eingriff von oben mit Stauraum für Zubehör
- Laptop-Fach für 17-Zoll-Laptops
- 2 Seitenfächer
- kleines Fach auf der Fronttasche
- Rücken-Panel aus Mesh
- verstellbare Schultergurte und ein Trageriemen auf der Oberseite
- Trenner: 7 Stück zur freien Einteilung des Innenraums
- Stauraum: Laut Hersteller Platz für eine Spiegelreflex-Kamera, bis zu 7 Objektive, einen 17-Zoll-Laptop
- Preis: ca. 500 Euro regulär (400 Euro in den regelmäßigen Rabatt-Aktionen)
Reif für die Insel!
ONA sortiert sich damit – wie gesagt – irgendwo zwischen dem professionellen Bereich ein, wie ihn Lowepro bietet, und dem Lifestyle-Bereich mit einem entsprechenden Lifestyle-Preis. In der Sparte tummeln sich auch noch andere Anbieter wie Holdfast Gear oder Oberwerth.
Und was kann das Ding nun? Ich habe es kürzlich dem absoluten Härtetest unterzogen. Den besagten Nahkämpfer in mir hat es in die Ferne gezogen und in anspruchsvolle klimatische Bedingungen. Nämlich nach Wangerooge. Friesland. Jawohl! Wer es dort schafft, schafft es überall… Ok, Spaß beiseite: Ich wollte meine Spiegelreflex mitnehmen, dazu ein 35mm-Objektiv, ein 50mm-Objektiv, ein schweres 70-200mm-Objektiv, einen Laptop und diverses Zubehör wie etwa Ladegeräte für den ganzen Kram, einen Blitz, den ich sowieso nie benutze, Sonnenbrille, Regenschirm und und und. Da bot sich der große Rucksack an. Das alles findet übrigens im Inneren hinter der Fronttasche Platz. Hinzu kam noch eine Fleece-Jacke, die ich zwischen dem oberen Fach und dem Überwurf einklemme. Geht auch, zumal sich die Frontschnallen leicht verlängern oder verkürzen lassen. So trage ich also schon ein paar Kilogramm Ausrüstung mit mir herum.
Wangerooge meint es übrigens gut mit mir: Als der erste Strandspaziergang ansteht, gibt es Sturm mit Windgeschwindigkeiten von knapp 90 km/h und gelegentlichen kurzen Schauern. Geil! So muss Nordsee sein! Ich schnalle mir also den Rucksack auf den Rücken, wohlwissend, dass ich mit dem Extra-Gewicht nicht weggepustet werde, packe die Kamera und ziehe los. Und das Ganze bewährt sich: Der Sturm treibt den Sand über den Strand, mir ins Gesicht – quasi als Natur-Peeling – und natürlich auch über den Rucksack. Zwischendurch gibt’s kleine Schauer, die ebenfalls vom Wind über das gute Stück gepeitscht werden. Das Rucksack-Innere interessiert das nicht, es bleibt trocken und sauber, sprich: frei von Sand.
Nobody is perfect
Etwas schwieriger wird es, als ich die 35er Festbrennweite gegen das Tele tauschen will. Mal eben den Rucksack auf eine Schulter nehmen und von der Seite ins Innenleben greifen, geht nicht. Daran haben die Designer von ONA Bags nicht gedacht. Ich suche mir also eine Düne, wo ich einigermaßen vor dem Wind geschützt bin, stelle den Rucksack ab, löse die Schnallen, dann den Reißverschluss, dann gibt das gute Stück die Ausrüstung preis. Wenigstens kann ich im Rucksack-Inneren staubfrei das Objektiv wechseln. Dann wieder alles verpacken, Reißverschluss zu, Schnallen drüber – das geht vielleicht nicht schnell, sieht auch nicht cool aus, ist aber wenigstens sicher.
Dann wären da noch einige kleinere Kritikpunkte:
- Fächer: Sie bieten Platz für die Ausrüstung, keine Frage. Was ich aber vermisse, sind mehrere kleine Fächer in den Fächern für… nun ja, für Kleinkram. Im direkten Vergleich mit besagter Marke Tumi lässt ONA da deutlich Federn. Das Angebot an Extra-Stauraum ist bis auf ein Fach auf der Fronttasche wirklich übersichtlich.
- Schlaufen: Auch da bin ich einfach von Tumi verwöhnt. Ich bin es von deren Rucksäcken gewohnt, dass es an den Trageriemen noch ein paar Schlaufen hat, an die man gut eine Kamera hängen könnte – und dabei fertigt Tumi Business-Taschen und kein Foto-Equipment. Der ONA-Rucksack hat das nicht.
- Gurte: Apropos Trageriemen, that’s it. Es gibt keine zusätzlichen Riemen, die sich über Hüfte und Brust schließen lassen und somit weitere Stabilität beim Tragen geben. Da opfert der Rucksack Praktisches für die Optik. Lässt sich natürlich auch ohne Extra-Riemen tragen, keine Frage.
- Rückenteil: Es ist vielleicht ein unschönes Problem, aber da bin ich nicht allein: Wenn man einen Rucksack mit beiden Trageriemen bündig auf dem Rücken trägt, das Mesh-Panel somit direkt aufliegt und man sich auch noch körperlich beansprucht, dann kommt man schnell ins Schwitzen. Also auf dem Rücken. Gerade mit Blick auf das Gewicht, das man mit vollem Rucksack herumträgt, wäre eine etwas luftigere Konstruktion wünschenswert gewesen.
- Seitenfächer: Die sind ein bisschen klein und eng geraten. Ok, nun soll man da Speicherkarten und dergleichen unterbringen. Aber es wäre auf Fototouren auch ganz nett gewesen, würde dort eine Trinkflasche oder dergleichen reinpassen.
Halten die Nähte?
Klingt das nun ein bisschen dünn für einen 500-Euro-Rucksack? Jein. Wie gesagt: ONA Bags sortiert sich irgendwo zwischen professionellem Equipment und Lifestyle ein, also zahlt man auch fürs Aussehen. Das Material wiederum ist über jeden Zweifel erhaben. Nett sind auch kleine Details wie Abnäher aus Leder über den Seitentaschen oder eine Gurtbefestigung aus Leder an den Hüften. Allerdings bin ich selbst gespannt, wie gut gerade an diesen Stellen die Nähte halten werden, wenn der Rucksack noch ein paar Jährchen bei Wind und Wetter und vor allem mit schwerer Füllung herumgetragen wird. Die erste richtige Probe in freier Natur hat das Stück jedenfalls gut überstanden.
Und ich muss dazu sagen: Ich habe den ONA auch schon bei hochsommerlichen Temperaturen durch Frankfurt geschleppt. Natürlich auch schwitzend. Rein optisch passt das Ding wirklich gut in die Stadt – dort wirkt es deutlich passender als ins Trekking-Umfeld. Ach, und eine gute Nachricht: Niemand dort hat bislang Anstalten gemacht, mir das Teil zu klauen. Naja, Frankfurter Banker können sich so einen Rucksack wohl selbst kaufen.
Die Rationalisten unter uns werden nun argumentieren: Einen Taschendieb in Barcelona kümmert es herzlich wenig, ob er nun eine offensichtliche Fototasche oder einen schicken Rucksack klaut, in dem mutmaßlich auch irgendwas drin ist, das man zu Geld machen kann. Stimmt. Der Punkt ist nur: Bei voller Ladung wäre der Herr Taschendieb mit dem Rucksack bestimmt nicht schneller gerannt als ich… Ja, ja, Rechtfertigungen, Erklärungen, da wären wir wieder beim Hobby und dem Spaß.
Bei dem Rucksack ist es übrigens nicht geblieben. Was eine richtige Markenhure ist, die braucht das passende Teil für jede Gelegenheit. Inzwischen tummeln sich vier Taschen von ONA Bags im Haushalt, sowohl für Spiegelreflex-Kameras als auch für spiegellose Systemkameras. Und zwei Kamera-Gurte. Doch dazu ein anderes Mal…
Die ONA Bags gibt es übrigens unter anderem direkt an der Quelle.