Jumanji: The Next Level also … Warum ich jetzt noch sieben Monate nach Kinopremiere mit dem Streifen komme? Na, zunächst mal, weil ich es kann (harr harr!)! Und dann habe ich es gerne komplett, schließlich habe ich den Vorgänger auch schon rezensiert. Und war noch was …?
Danny DeVito ist der Hammer. Danny DeVito war schon immer der Hammer, aber einen legendären Schauspieler erkennt man daran, dass er einen Film selbst dann veredelt, wenn er eigentlich gar nicht anwesend ist. Klingt wirr? Ok, der Reihe nach: Danny DeVito hat eine Rolle in Jumanji: The Next Level. Eine kleine Rolle als Großvater wohlgemerkt, aber die reicht. Denn als solcher taucht er in das Videospiel Jumanji ein und schlüpft in die Rolle des Videospielcharakters von Dwayne Johnson, den man aus dem vorherigen Teil kennt. Mit anderen Worten: Danny DeVito ist Dwayne Johnson … äh … Nein, Dwayne Johnson ist Danny DeVito … Also, äh … Naja, machen wir es kurz: Dwayne Johnson ist fortan der Videospiel-Avatar von Danny DeVito und darf als solcher dessen Mimik und Gestik imitieren. Und das macht er so gut, dass er die besten Lacher im Film auf seiner Seite hat. Oder dass eben Danny DeVito die Lacher auf seiner Seite … äh …
Ich habe Jumanji: The Next Level direkt zur Kinopremiere gesehen. Das war im Dezember 2019. Die spontane Reaktion meinerseits lautete: Der Film ist „gut“. Punkt. Nicht mehr, nicht weniger – und das war genau das, was mir dazu einfiel. „Gut“. Was auch der Grund dafür war, dass ich damals in der Vorweihnachts- (und Vor-Corona-) Zeit keine Rezi zu diesem Streifen geschrieben habe, obwohl ich bereits den Vorgänger Jumanji: Welcome to the Jungle hier auf dem Blog bewertet habe (der mit den Penis-Witzen, hihihi). Mir fiel einfach nichts Gescheites dazu ein. Zumindest nicht mehr als „gut“. „Gut“ ist in diesem Fall auch wirklich so gemeint, also nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Dabei macht Jumanji 3 eigentlich genau das, was an Sequels so gerne kritisiert wird: Er ist wie Jumanji 2. Das Konzept ist dasselbe, die Darsteller sind dieselben, das Feeling ist dasselbe, selbst die Witze sind dieselben (ich sage nur: „Oh, Baby, I love your way“).
Abenteuer-Feeling aus dem Bilderbuch
Wobei das nicht so ganz richtig ist. Jumanji: The Next Level bietet zwar dasselbe Konzept wie Jumanji: Welcome to the Jungle. Sprich: Leute mit persönlichen Problemen springen in die Körper von Videospiel-Avataren und haben damit eine recht abenteuerliche Plattform, um zwischen Gerenne und Geflüchte und Gewitzel eben jene Probleme zu lösen. Nur sind es dieses Mal nicht nur Teenies, die in Person von Dwayne Johnson, Karen Gillan, Jack Black und Kevin Hart Teenie-Problemchen verhandeln. Hinzu kommen als dezente Neuerung mit netten Kurzauftritten Danny „Der Hammer“ DeVito und Danny „Ich bin zu alt für den Scheiß“ Glover. Also Senioren mit Senioren-Problemchen. Die machen ihre Sache auch „gut“. Mehr noch: Indem Leute wie Johnson oder Hart die beiden Hollywood-Veteranen nachahmen dürfen, ergeben sich unerwartet viele und viele gelungene Lacher. Danny DeVito ist halt ein Original und Danny DeVito-Imitationen sind auch nicht schlecht.
Gute Laune mit Vorsatz
Ansonsten wäre damit aber alles beim … naja … beim Alten. Unsere Helden kämpfen sich erneut durch ein Bilderbuch-Abenteuerland, das sämtliche Stärken bietet wie auch schon im Vorgänger. Gemeint ist eine fantasievoll-ausgelassene Ausstattung mit Kostümen, die sich munter aus diversen Epochen bedienen, und Kulissen, die zwischen klassisch und klischeehaft schwanken. Ob Dschungel, Wüste oder schneebedecktes Berg-Panorama – wer auch nur ein bisschen was für Indiana Jones & Co. übrig hat, der wird hier auch was finden, was ihm gefällt. Hinzu kommen allerlei computerverstärkte Actionszenen, mal mit einer Herde wildgewordener Strauße, mal mit einer Gang extrem unsympathischer Mandrille. Einen Zeppelin hat es auch noch! Und Henry Jackman zaubert wie auch schon im Vorgänger einen leichtfüßigen, wenn auch höhepunktlosen Abenteuerscore hinzu. Das ist halt der Inbegriff der Fortsetzung, der da heißt: Alles so, wie bekannt, möglichst ohne Risiken und ohne Wehtun.
Warum ich das nicht ernsthaft kritisieren kann? Eben genau deshalb. Bei der Erstsichtung vor sieben Monaten ging dieses Abenteuerhäppchen schon „gut“ runter wie eine kleine Süßigkeit. Und bei der kürzlichen Neusichtung im Heimkino gefiel mir das bunte Popcorn-Kino-Treiben sogar noch ein Tickchen „guter“. Also besser. Der Grund ist ein recht einfacher: Zum einen darf man auch als Kritiker von Hollywood-Standards ganz froh sein über ein Stück naiv-beschwingtes Abenteuerkino, das alle Versatzstücke des Genres neu zusammenrührt und dabei gar keinen Hehl daraus macht, gute Laune verbreiten zu wollen. Und zum anderen bleibt festzustellen, dass sowohl das bekannte Team der Film-Teenies genauso wie das bekannte Team der Film-Avatare in der Fortsetzung bestens miteinander harmonieren. Die neuen Alten fügen sich problemlos in den Reigen ein und sorgen mal für Gags, mal für ein paar Emotionen, wenn auch auf Knopfdruck, so doch sehr effektiv.
Story-Baustein auf Story-Baustein
Regisseur Jake Kasdan, der auch wieder am Drehbuch werkelte, hat wohl von seinem Papa Lawrence Kasdan (Drehbuch für Raiders of the Lost Ark, Return of the Jedi und manch andere Klassiker) so einiges gelernt und ist ziemlich gut darin, leicht menschelnd-emotionale Story-Bausteine so zusammenzusetzen, dass sie funktionieren. Er liefert somit zwar kein Meisterwerk, wohl aber ein gutes Stück Handwerk. Und er schafft das, was solche Filme im besten Fall auszeichnet: Das Gefühl von „Nach-Hause-kommen„. Und das ist gemeinhin „gut“.
Ok, zum Abschluss vielleicht noch etwas Gemecker: Jumanji: The Next Level verliert im letzten Drittel unvermittelt an Drive. Da geht es zum Finale, und die Charaktere tun das, was sie nun mal tun: Pläne schmieden, sich in die Höhle des Löwen wagen, ein oder zwei Überraschungen erleben, improvisieren … Aber irgendwie wirkt der finale Kampf dann doch etwas nach Pflichtprogramm und ist auch ziemlich schnell vorbei. Und dann wäre da noch ein Pferd mit – Achtung, Spoiler! – Flügeln. Hand aufs Herz: Ein Pegasus funktioniert vielleicht im Märchen, aber selbst in Kampf der Titanen und zuletzt in Avengers: Endgame fielen die Auftritte der flatternden Hottemäxe doch bestenfalls kitschig aus. Penis-Witze (hihihi) gibt es auch nicht, allenfalls einen Hoden-Witz (höhöhö). Und Chris Isaaks „Wicked Game“ ist auch keine ganz so starke Ergänzung zum Soundtrack, wie vielleicht gedacht. Aber nun, auch wenn das „Next Level“ wohl eher ein „Same Level“ ist, so ist der Film damit trotzdem „gut“.
In Kürze: Jumanji: The Next Level ist ein Film wie „nach Hause kommen“. Sprich: Er variiert das Altbekannte nur minimal, macht das aber so unbeschwert und gut, dass er doch eine Menge Spaß bereitet. Kann man kritisieren, muss man aber nicht. Lediglich zum Ende hin geht dem bunten Abenteuer etwas die Puste aus.
Bewertung: 7/10