Kürzlich haben wir über den neuen Star Wars-Film Der Aufstieg Skywalkers gemeckert. Jetzt wollen wir auch mal loben: nämlich die Sternenkriegs-Serie The Mandalorian. Weil sie die Saga zu ihren Wurzeln zurückführt – und weil sie einfach knuffig ist. Eine Exkursion…

The Mandalorian - Szene
Das ist keine Filmszene. Könnte aber eine sein. Protagonist und Kulissen sowie Kanonenfutter finden sich in dieser Form auch in der Serie.

Na toll, jetzt ist die Macht auch noch niedlich! Nicht nur mächtig, sondern vor allem mächtig zum Knuddeln. Da dachten wir bislang, diese Sache mit der Macht – also dieses mystische Energiefeld, das uns umgibt und durchdringt – hätte grundsätzlich etwas mit Würde und innerer Ruhe zu tun. Nicht umsonst wirkten die Jedi immer so, als hätten sie einen Stock im Rücken. Doch nun ist es passiert: Der Jedi-Kindergarten hat geöffnet, heraus kommt ein kleiner grüner Knirps – also, noch kleiner als Yoda –  mit großen Ohren und großen Augen, und die Welt seufzt kollektiv: „Oooooch!“ Instant-Cuteness! Baby Yoda, wie der/die/das Kleine liebevoll genannt wird, lässt die Zuschauer von The Mandalorian gleich scharenweise dahinschmelzen. Und das ganze Internet ebenso. Mehr noch: Es scheint, als habe der Jedi-Nachwuchs praktisch im Alleingang das Star Wars-Franchise gerettet, das unter Disney leichte Schlagseite bekommen hat. Die Macht ist stark in diesem da…

The Mandalorian mag vielleicht etwas berechnend wirken. Disney hat schließlich in lockerer Folge zahlreiche knuddelige Roboter und Kreaturen in seinen Star Wars-Filmen untergebracht. Etwa die fiepende Kugel BB-8 oder die stets unglücklich dreinschauenden Porgs. In der neuen Streaming-Serie rund um den titelgebenden Mandalorianer wirkt Baby Yoda somit auf den ersten Blick auch nur wie eine Idee aus der Merchandising-Abteilung. Aber solch ein Gedanke ist vielleicht doch ein bisschen zu zynisch. Denn bei genauerer Betrachtung ist der kleine Grünling ein richtiger Glücksgriff: Die Paarung des knuffig dreinschauenden Nachwuchs-Jedi mit dem schweigsamen und waffenstarrenden Mandalorianer gibt der Serie genau den richtigen Dreh. Ohne diesen harten Kontrast wäre der Titelheld nur eine schlichte Kopie des jahrzehntelangen Fan-Favoriten Boba Fett: Rüstung, Coolness, Kopfgeldjäger.

The Mandalorian
Knie nieder! Wenn man den Mando aus dieser Perspektive sieht, hat man schon verloren. Geht nicht wenigen Widersachern so in der Serie…
Mehr als nur Kindchenschema

Babys sind für den geneigten Genre-Fan ja sowieso nur in Kombination ok. Normalerweise haben kleine Windelpuper nichts in Männerfilmen zu suchen. Doch der Held mit dem Baby im Arm – spätestens seit John Woos Hard Boiled ist das absolut legitim und akzeptiert. Chow Yun-Fat mit einem schreienden Bündel und zwei Knarren in den Händen, sich durch ein brennendes Krankenhaus und diverse Bösewichte ballernd: Da kommen Gewalt und Unschuld an einem Ort zusammen und ergeben – wie das Sprichwort so schön sagt – mehr als die Summe ihrer Teile. The Mandalorian macht genau das zu einem festen Teil seines Konzepts: Der Mandalorianer, dieser erbarmungslose Kopfgeldjäger, mag vielleicht nicht lange fackeln, wenn es darum geht, eklige Aliens und angeranzte Sturmtruppen verdampfen zu lassen. Aber wenn Baby Yoda tief in das Helmvisier des Helden schaut, dann gibt’s erst mal ein kleines Spielzeug vom Onkel Mando.

Dass diese Nummer nicht im Kitsch versinkt, ist vielleicht zwei besonderen Umständen zu verdanken: Zum einen ist der Mandalorianer trocken wie der Wüstensand auf Tatooine und geht genauso mit dem Baby im Gepäck um. Zum anderen ahnt der Zuschauer, dass es mit dem Kind noch ein bisschen mehr auf sich hat als nur Baby-Kram. Bereits Jedi-Meister Yoda verströmte mit seiner Muppet-Optik das Gefühl einer jahrhundertealten Würde und Weisheit. Und so strahlt auch seine Mini-Ausgabe mehr aus als nur Kindchenschema mit Telekinese. Wir ahnen: Hinter den großen dunklen Augen und zwischen den langen grünen Ohren muss noch die eine oder andere Überraschung schlummern. Diese Ahnung ist schon allein dem Geheimnis geschuldet, das Yoda und seine Rasse seit 40 Jahren umwabert, denn in all den Jahrzehnten haben George Lucas & Co. keinerlei Anstalten gemacht, dem grünen Langohr sonderlich viel Background zu geben. Und die Macher von The Mandalorian sollten sich hüten, künftig zu viel über Yoda und seine Artgenossen zu verraten.

Zurück im Wilden Westen

Doch soll es das gewesen sein? Ist The Mandalorian, also diese Serie über ein Mitglied der coolsten Kriegerrasse der Galaxis, nicht mehr als Windelwechseln und Rasselschwingen? Weit gefehlt. Mandalorianer sind – das weiß jeder, der schon mal vom Sternenkrieg gehört hat – cool, hart und ganz nebenbei auch schick ausgestattet. Und die Serie The Mandalorian ist eben genau das: cool, hart und schick ausgestattet. Und noch ein bisschen mehr, denn sie führt das Star Wars-Franchise zurück zu seinen Wurzeln. Wir erinnern uns: Im Jahr 1977 sind wir zusammen mit den beiden Robotern R2-D2 und C-3PO bruchgelandet, und zwar auf dem Planeten Tatooine. Und als wir uns auf Tatooine umgesehen haben, da bemerkten wir: Mensch, es gibt eine Wüste, es gibt Feuchtfarmen, es gibt Sandleute, es gibt einen Raumhafen voller Gesocks und es gibt eine Cantina, ebenfalls voller Gesocks.

Wir befinden uns vielleicht auf einem Planeten weit, weit entfernt. Aber eigentlich sind wir doch nur, Gesicht voran, im heißen Wüstensand des Wilden Westens gelandet!

The Mandalorian / Darum geht’s: The Mandalorian ist zweierlei: einerseits die erste Star Wars-Serie für den neuen Streaming-Sender Disney+, andererseits einer der wenigen Überlebenden einer alten Kriegerrasse. Die Mandalorianer sind in der Galaxis als legendäre Söldner und Kopfgeldjäger bekannt, und so verdingt sich auch der Titelheld in der Gilde der Kopfgeldjäger. Bis er von einem offensichtlich imperialen Auftraggeber 5 Jahre nach der Schlacht von Endor die Aufgabe erhält, einen 50-Jährigen aufzuspüren – der sich allerdings als Kind herausstellt und derselben Spezies angehört wie der allseits bekannte Jedi-Meister Yoda. Wie es sich für einen ordentlichen Haudrauf mit dem Herzen am rechten Fleck gehört, liefert der „Mando“ das Kind natürlich nicht aus, sondern begibt sich auf die Flucht. Wobei das Duo ein paar hübsche Abenteuer – und Überraschungen – erlebt. Übrigens: Ein dickes Plus hat sich die Serie allein für ihren Cast verdient. Nur zwei Worte: Werner. Herzog. Aber auch andere gute Bekannte sind dabei, Gina Carano zum Beispiel. Oder Carl Weathers. Oder Nick Nolte.
Mit dem Blaster in der Hand…

Derjenige, der einen Teil seiner Kindheit vor dem Fernseher verbracht hat – was übrigens nicht so traurig gemeint ist, wie es vielleicht klingt, denn heute verbringen die Kinder ihre Zeit vor dem Smartphone und vor Instagram, was noch viel trauriger ist -, der weiß, dass im Western bestimmte Regeln herrschen. Das fängt bereits damit an, dass man im Saloon gefälligst Whiskey bestellt und niemanden anrempelt, der so aussieht, als trage er Stiefelleder im Gesicht (mit Haaren!). Viel bestimmender sind aber zwei deutlich übergreifende Regeln, sprich: Mythologien. Das eine ist die „Frontier“, also die Grenze, welche die Zivilisation in Form fleißiger Farmer und gottesfürchtiger Bürger von rothäutigen Wilden sowie von gesetzlosen Typen mit gesteigertem Aggressionspotenzial trennt.

The Mandalorian Cara Dune
Leg dich nicht mit Gina an! Gina Carano spielt die ehemalige Shocktrooperin Cara Dune und damit das, was sie am besten kann – eine Figur, die jeden und alles platt macht. Cool, cooler, Gina…

Die zweite Mythologie betrifft die – Achtung, Englisch! – „regeneration through violence“. Das ist so ziemlich die Regel, die (fast) jeder Amerikaner mit der Muttermilch eingesaugt hat. Soll heißen: Wenn dir einer auf den Sack geht, halt ihm den Colt ins Gesicht oder verpass ihm ne Tracht Prügel. Hinter der beunruhigenden Message steckt die gesellschaftlich beruhigende Funktion, dass egal wie böse und gemein und durchtrieben ein Outlaw auch ist, ihm der Sheriff am Ende mit der Kanone in der Hand schon zeigen wird, wo der Totengräber das Loch geschaufelt hat (auch wenn das die diversen aufrechten und gottesfürchtigen Bürger, die dem Outlaw zum Opfer gefallen sind, nicht wieder lebendig macht). Das Gesetz im Wilden Westen ist halt in Blei geschrieben (Seitenhiebe auf die Waffenlobby NRA verkneifen wir uns an dieser Stelle einmal).

Von Farmer-Boys und Pistolenhelden

Star Wars tickt also von Beginn an ein gutes Stück nach Western-Manier. Um nur einige Beispiele zu nennen:

  • Am Anus der Welt: Luke ist der klassische Farmer-Junge, der im Grenzland, also an besagter Frontier, auf einer Farm aufwächst und sich dort mächtig langweilt. Für Abwechslung sorgen allenfalls einige Scharmützel mit dem örtlichen Indianerstamm, also mit den Tusken-Räubern, denen man aber besser aus dem Weg gehen sollte, wenn man irgendwann noch mal auf die imperiale Akademie will. Wie es sich für ein anständiges Farmerleben an der Grenze gehört, enden seine Tante und sein Onkel als verkohlte Leichen vor der mühsam bewirtschafteten Farm.
  • Ich will Spaß, ich geb‘ Gas! Hillbillys sind vielleicht etwas hinter dem Berg geblieben. Das heißt aber nicht, dass sie nicht wissen, wie man Spaß haben kann. Der fällt halt nur etwas bodenständiger aus. Im Fall des jungen Herrn Skywalker bedeutet das, dass er sich gerne mit Freunden in der Kneipe (Tosche Station) trifft und Rodeo reitet, also Rennen mit Sandspeedern fährt.
  • Das ist meine Stadt! Luke zum Dritten, denn der kehrt später als erfahrener Revolverheld, also als geübter Jedi, noch mal in seine Heimatstadt, also nach Tatooine zurück. Und da heizt er dem bösen Viehbaron, also Verbrecherboss Jabba, gehörig ein. Im Western-Genre schimpft sich das eine Towntamer-Geschichte.
  • Tut mir leid, die Sauerei! Dann wäre da noch Han Solo, zwar Captain des Rasenden Falken. Aber auch ein etwas zu selbstsicherer Sprücheklopfer, der im Saloon abhängt und dem der Colt etwas zu locker sitzt – auch wenn er nicht immer zuerst schießt.
  • Go West! George Lucas und sein Adept Dave Filoni sind mit ihren Star Wars-Geschichten immer wieder mal in den Wilden Westen zurückgekehrt. Etwa bei den Clone Wars: Dort, genauer: in Staffel 2, Folge 7, kann man sieben Kopfgeldjäger dabei beobachten, wie sie eine kleine brave Siedlung vor einer Horde Gesetzloser beschützen. Na, woran erinnert uns das? In der Serie taucht sogar Lee van Cleef auf, der heißt da zwar Cad Bane und hat blaue Haut, aber dafür auch einen schönen Hut. Übrigens der erste Verweis in Richtung Spaghetti-Western. Doch dazu gleich mehr.
Das ist der Weg
The Mandalorian
Locker hängen lassen: Mandalorianer sind bekanntlich geländetauglich. Das zeigte sich schon bei Boba Fetts frühen Auftritten im legendären Star Wars Holiday Special und in den frühen Marvel-Comics.

Warum das langwierige Geschwätz über den Wilden Westen? Weil genau das alles in The Mandalorian steckt.  Man merkt, dass Dave Filoni für die Serie zuständig ist, und der Mann hat seine Lektion Star Wars einfach gelernt. Der Mandalorianer, gespielt von Pedro Pascal in Blechhülle, ist der typische Westerner. Mandalorianer haben das Problem, dass ihre Artgenossen weitestgehend ausgelöscht worden sind, weshalb es folgerichtig nicht mehr viele von ihnen gibt – und weshalb sie auch nirgends so richtig dazu gehören. Ok, nun mag man argumentieren, dass Mandos von Natur aus nicht gerade als gutelaunige Vereinsmeier bekannt sind. Aber das ist zweitrangig. Fakt ist: Die Typen stehen außerhalb der Gesellschaft. Und verdingen sich vorzugsweise als Kopfgeldjäger. Damit können sie einfach in die Stadt geritten / geflogen kommen und wahlweise mal kräftig aufräumen oder Ärger machen.

Was dem Mandalorianer dabei hilft, also neben einer stattlichen Blaster-Sammlung („Waffen sind Bestandteil meiner Religion“), ist nicht unbedingt seine etwas schroffe Art, aber sein unverrückbarer moralischer Kompass. Er fordert die Schurken im Alleingang heraus und steht den Unterdrückten bei. Der Mandalorianer weiß: Das ist der Weg. Und den geht er auch konsequent, selbst wenn er sich durch Banditen, Kopfgeldjäger und mürrische Überbleibsel des Imperiums ballern muss. Dabei darf er dann sogar mal – und das unterscheidet ihn von anderen aktuellen Action-Helden im Kino – richtig einstecken. Was ihn menschlicher erscheinen lässt, auch wenn er seinen Helm nicht absetzt. Diese raubeinige Verwundbarkeit ist vielen John Wicks und Equalizern und Gerard Butlers abhanden gekommen, hier feiert sie muntere Auferstehung.

Die Glorreichen Zwei
The Mandalorian & Cara Dune
Leichen pflastern ihren Weg: Sturmtruppen gibt es bekanntlich auch noch nach dem Fall des Imperiums. Der Mandalorianer und Cara Dune leisten ihren Beitrag, damit sich deren Bestände weiter verringern.

Die Geschichten, die The Mandalorian erzählt, sind im Grunde unverändert dem Genre entnommen. Und die besagte „Frontier“ sowie die Botschaft „Mit Waffengewalt geht alles besser“ sind in jeder einzelnen Episode zu spüren. Da wäre zum Beispiel eine weitere Adaption der Mär von den Glorreichen Sieben, nur dass es beim Mando die Glorreichen Zwei sind: Der Helmträger muss einer kleinen Siedlung friedlicher Bauern beistehen, die so hübsch ausstaffiert sind, als hätten sie gerade noch bei Stargate SG-1 gespielt. Verstärkung bekommt er nicht von sechs anderen Raubeinen, sondern von einer Frau, die locker alle Sechs in die Tasche stecken würde: Gina Carano als ehemalige Shocktrooper(in) Cara Dune. Der Titelheld kehrt auch nach Tatooine zurück und startet dort eine Menschenjagd quer durch die Wüste. Dabei darf er sich mit Tusken herumschlagen und einem Jungspund Manieren beibringen, der sich einen Namen machen will, indem er den erfahrenen „Revolverhelden“ herausfordert.

Und dann wäre da natürlich der klassische Eisenbahnraub. Der Mandalorianer tut sich notgedrungen mit einer Bande von Drecksäcken zusammen, um einen Gefangenen aus einem Transport zu befreien. Nur dass sich der nicht auf einem stählernen Ross befindet, sondern in einem Raumschiff. Und dass er nicht bewacht wird von den Blauen Jungs, sondern von… naja, einem Soldaten der Neuen Republik, der ganz zufällig ebenfalls eine blaue Uniform trägt, über die auch fleißig gewitzelt wird.

Spaghetti pflastern seinen Weg

The Mandalorian ist aber nicht nur Western, das war den Beteiligten wohl etwas zu einfach. Die Serie ist mehr, nämlich Spaghetti-Western. Da geht es ja bekanntlich noch etwas rauer und schmutziger zu. Um auch dazu einige Beispiele zu nennen:

  • Django, Jango, Mando… Das Spaghetti-Feeling beginnt bereits beim Namen: Der Mandalorianer wird in der Serie oftmals einfach „Mando“ genannt. Das ist einerseits natürlich einfacher auszusprechen, andererseits aber auch ein kleiner Verweis auf seinen Kollegen Django aus den gleichnamigen ikonischen Filmen, dargestellt von Franco Nero. Den Verweis gab es übrigens bereits in Episode II – Angriff der Klonkrieger, denn der Papa von Boba Fett war bekanntlich Jango Fett. Intergalaktisches Karma…
  • Geld regiert die Welt – und den Weltraum: Der Mando ist Kopfgeldjäger und damit keine strahlende Heldenfigur, die alles nur „pro bono“ tut. Er hat in seiner Vergangenheit, so wird zumindest angedeutet, zahlreiche Blessuren erlitten und sich eine zynische Weltsicht angeeignet. So jagt er Verbrecher auch nicht für Ehre, Volk und Vaterland, sondern für Bares. Soll auch im Westen von Italien vorkommen…
  • Schwätzer! Die Figuren, denen der Mando bei seinen Abenteuern begegnet, sind genauso verschlossen wie er selbst und sagen nur das Nötigste. Aber wenn es darauf ankommt, dann ist auf sie Verlass (was allerdings nicht nur für Italo-Western-Figuren gilt, sondern auch für norddeutsche Küstenbewohner). Naja, egal, der Ugnaught Kuiil ist dafür ein Paradebeispiel, lehnt er doch jede Autorität ab und beendet seine Sätze recht endgültig mit einem: „Ich habe gesprochen!“
  • Apropos Autoritäten: Die Figuren in The Mandalorian gehen Zweckgemeinschaften ein, wenn es ihren Zielen dient. Das wird gleich in der ersten Folge deutlich, in der Mando auf einen Attentäterdroiden namens IG-11 trifft. Beide sind eigentlich Konkurrenten, müssen aber bald erkennen, dass sie nur zusammen ans Ziel kommen.
  • Schäbig ist schick: Django spielte nicht in dem strahlenden Westen eines John Ford, in dem jedes Bild wie gemalt aussieht. Django lebte in einer dreckigen Welt voll Schlamm und Regen. Und so startet auch der Mandalorianer seine Missionen auf dem Planeten Nevarro, der genauso gut irgendwo in Italien oder im spanischen Almeria liegen könnte und überzogen ist von Felsen und Vulkanen. Dreckig und trostlos das Ganze, also richtig zum Wohlfühlen.
Service für den Fan?

The Mandalorian betreibt aber – wie man nun meinen könnte – nicht nur ein Suchspiel für den aufmerksamen Western-Fan. Insbesondere der geneigte Star Wars-Fan dürfte sich beim Mando wie zu Hause fühlen. Die Serie spielt 5 Jahre nach den Ereignissen von Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Was einer gewissen Logik folgend dazu führt, dass (fast) jede Kulisse, durch die sich der Mando schießt, und (fast) jede Requisite aussehen wie in den alten Filmen, also der Original-Trilogie. Da setzt es eine solche Fülle von Wiedererkennungseffekten, dass sich so mancher Alt-Starwarsianer vor Nostalgie ein paar Freudentränchen aus den Gesichtsfältchen wischen dürfte.

Besonders deutlich wird das an der Tatooine-Folge, die nicht nur Hintergründe und Ausstattungen von Episode IV – Eine neue Hoffnung wiederbelebt, sondern dem großen Vorbild bis hin zu einzelnen Kameraeinstellungen und Bildausschnitten huldigt. Da fühlen wir uns beinahe, als würden wir selbst einen zweiten, frischen Blick in die legendäre Dockbucht 94 oder in die noch legendärere(re) Cantina werfen.

The Mandalorian - Cara Dune
Noch stehen die Jungs in Weiß – aber nicht mehr lange. Gina Carano ist in The Mandalorian in mehreren Folgen dabei und für diverse endgültige Abgänge unter den zahlreichen Sturmtrupplern verantwortlich.
Die sieben Samurai


Die Geschichte dürfte inzwischen altbekannt sein, aber wenn sie passt, kann man sie ruhig noch mal erzählen. Und sie lautet: Wer die Ursprünge des Sternenkriegs im Western sucht, der findet dort nur die halbe Wahrheit. Oder vielmehr ein Drittel davon. Der Western entstammt nicht allein dem historischen Kontext des Wilden Westens, das Genre bildete sich genauso unter dem Eindruck des Fernen Ostens aus. Die Glorreichen Sieben von John Sturges oder The Wild Bunch von Sam Peckinpah hatten ihre Wurzeln in Akira Kurosawas Die sieben Samurai. Dessen Filme machten auch auf George Lucas Eindruck – vor allem der Umstand, dass sie eine für westliche Augen sehr fremdartige Welt völlig plausibel und lebendig herüberbrachten. Und der Kniff, dass die Filmhandlung mitten ins Geschehen springt, ohne groß etwas über die Hintergründe zu verraten. Kurosawas Die verborgene Festung stand schließlich für vieles in Star Wars Pate. So wurde die Handlung aus Sicht zweier „unwichtiger“ Figuren erzählt, es gab Parallelen bei den Sequenzen am Anfang (Wüste) und am Ende (Prinzessin verteilt Belohnung). Und Kurosawas typische Wischblende übernahm Lucas gleich auch noch für seinen Film.

Wehe!

Der einigermaßen kritische Fan wird nun natürlich getriggert sein und laut schreien: „Fanservice!“ Das kann man auch ein Stück weit verstehen, denn die neue Star Wars-Trilogie, deren letzter Teil Der Aufstieg Skywalkers gerade durch die Kinos flackert, war voll von besagter Dienstleistung für die Anhänger der Saga (doch dazu ein anderes Mal). Ist das bei The Mandalorian auch der Fall? Jein! Denn Fanservice beschreibt ja Elemente innerhalb des Werkes, die nichts zur Handlung beitragen, sondern nur dazu da sind, den Fans ein wohliges Kribbeln über den Rücken zu schicken. Mit anderen Worten: Anbiederei. Das allerdings muss man im vorliegenden Fall relativieren. Denn erstens spielt der Mandalorianer nun mal zu einer Zeit, in der die Dinge in der Sternenkriegs-Galaxis so aussehen, wie sie aussehen. Und zweitens tragen solche guten alten Bekannten wie Jawas, Tusken, Imperiale & Co. hier auch wirklich zur Handlung bei.

Wenn man etwas bemängeln wollte, dann vielleicht, dass die Laufzeit der einzelnen Folgen mit einer knappen halben Stunde schon arg kurz ist. Aber auch das passt irgendwie zur Serie und der knackigen, nicht zu tiefgründigen Handlung. Letztlich bleibt wohl festzuhalten: The Mandalorian bietet dem Fan doch einiges mehr an Star Wars als das, was momentan im Kino zu sehen ist. Hoffen wir, dass es in den folgenden Staffeln auch so bleiben wird – nicht dass Baby Yoda mit seinen Machtfähigkeiten noch irgendwann als Erklärung für die plötzliche Rückkehr des Imperators 30 Sternenkriegsjahre später herhalten darf. Aber das wäre ja viel zu abwegig. Oder? Oder?!?

The Mandalorian
In ganzer Pracht: Mit dem Design der mandalorianischen Rüstung hatte Ralph McQuarrie – wer auch sonst – im Jahr 1978 einen Jahrhundert-Treffer gelandet. Ausgerechnet für das berühmt-berüchtigte Star Wars Holiday Special. Die Figur war aber so beliebt, dass sie auch in Episode V – Das Imperium schlägt zurück auftauchte.

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