Operation: Overlord ist eigentlich recht mutig: J.J. Abrams hat ordentlich Kohle locker gemacht für einen wilden Genre-Mix mit Nazi-Zombie-Supersoldaten. Ausgerechnet an der falschen Stelle wurde aber gespart.
Die Veteranen unter uns werden sich vielleicht erinnern. Die, die überlebt haben – also die Pubertät überlebt haben. Da hatten wir eine Burg erkundet, aber nicht irgendeine, sondern eine Naziburg. Und wenn wir auf ein paar Nazis gestoßen sind, haben wir die Gatling gezückt und die Mistkerle zur Hölle geschickt. Auch vor Nazi-Zombies – ja, Nazi-Zombies! – haben wir nicht haltgemacht, ganz im Gegenteil. Da haben wir draufgehalten, bis die Kanone glühte. Zugegeben, das klingt arg martialisch, aber Entwarnung: Tatsächlich waren das alles grobe Pixelhaufen, denn wir befanden uns im Jahr 1992 und spielten mit Wolfenstein 3D einen der ersten, wenn nicht sogar den ersten Ego-Shooter. Aber was die rudimentäre Grafik nicht liefern konnte, das glich die eigene Fantasie locker aus. Und irgendwie dachte man sich: Das alles wäre auch als Film nicht schlecht – so wie bei Indiana Jones und der letzte Kreuzzug auf Schloss Brunwald, nur eben mit Blut und Zombies.
Operation: Overlord bietet zunächst einmal genau das. Gleich zu Beginn gibt’s eine geballte Ladung Testosteron und kernige Klischees, wenn die Protagonisten – also einige US-Soldaten im Lufttransport nach Frankreich – vorgestellt werden. Und es setzt auch einige gehörige Videospiel-Vibes, wenn die Herren ihr Mission-Briefing erhalten. Die anfänglichen Kriegsbilder sind groß und beeindruckend, die anschließende Luftlandeaktion über Frankreich ist toll gefilmt und kracht ordentlich. Es geht in ein französisches Dorf, das eine wunderschöne Weltkriegskulisse abgibt, und es geht schließlich in eine nicht minder stimmungsvoll gestaltete Nazi-Basis, wo böse Nazis nun einmal böse Nazi-Supersoldaten oder eben Nazi-Zombies erschaffen. Mit anderen Worten: Der Film aus der Produktionsschmiede von J.J. Abrams geizt nicht mit Schauwerten. Und, ganz nebenbei: Bei den Kampfszenen schmoddert und spritzt es angemessen heftig und blutig. In einer kleinen Mutations-Szene fühlt man sich sogar kurz an Carpenters The Thing erinnert.
Wo die Baller-Dramaturgie versagt
Darüber hinaus versagt Operation: Overlord aber leider. Nazi-Zombies sind als Prämisse für ein Computerspiel vielleicht absolut ausreichend. Denn schließlich ist der Zuschauer auch gleich der Spieler und kann so gut in die Grusel- und Baller-Atmosphäre abtauchen. Als Filmprämisse reicht das allerdings nicht so ganz. Operation: Overlord führt seine Horror-Elemente zwar recht früh in die Weltkriegs-Handlung ein und schafft damit einen funktionierenden Übergang vom einen Genre ins andere. Doch hätte es storytechnisch gerne noch ein bisschen mehr setzen dürfen als „US-Soldaten entdecken Nazi-Zombie-Fabrik“. Denn nach dem fulminanten Auftakt fällt der Film im genannten französischen Dorf erst mal für eine gute Stunde ins Spannungsloch. Da dürfen die Protagonisten eine Menge rätseln und entdecken, bis sie endlich hinter das große Zombie-Geheimnis gestiegen sind, das der erfahrene Genre-Fan bereits zu Beginn des Films kannte.
Die aufwendige Inszenierung von Julius Avery verdeckt dabei vielleicht auch ein bisschen, dass Operation: Overlord als Genremix so neu und mutig gar nicht mal ist. Denn wer ein bisschen nerdig unterwegs ist, dem sind Nazis in Zombieform – Stichwort: Nazisploitation – auch schon lange geläufig. Da gibt es zum Beispiel die Dead Snow-Filme vom Norweger Tommy Wirkola oder andere gepflegte B-Werke wie Blood Creek, Frankenstein´s Army und Outpost. Ach was, da gibt es sogar genug Mad Scientist-Kram aus den 40ern wie King of the Zombies. Operation: Overlord ist lediglich die erste Hollywood-Produktion, welche die untote Fascho-Brut dank eines anständigen Budgets etwas spektakulärer in Szene setzen kann. Und zugegeben: Wenn das Spannungstief in der Mitte überwunden ist, holt der Streifen wieder Schwung für ein ordentliches Finale, bei dem das Arsenal von der Handgranate über die Thompson bis zum Flammenwerfer kräftig durchgewechselt werden darf.
B-Story ohne Schmunzler
Dass Operation: Overlord dabei recht ernsthaft, stellenweise geradezu grimmig rüberkommt, ehrt die Macher. Denn das zeigt: Die haben den ganzen Kram eben ernst genommen. Allerdings hätte dem B-Film-Stoff ein bisschen Humor und Augenzwinkern ganz gut getan. Gerade in der Mitte des Films, in der etwas Leerlauf angesagt ist, wären ein oder zwei ironische Schmunzler willkommen gewesen. So fällt umso mehr auf, dass in der Story und der Zeichnung ihrer Charaktere ein paar Besonderheiten fehlen. Man folgt den Schauspielern mit den unverbrauchten Gesichtern ja gerne durch das düstere Treiben, nur kommen ihre Figuren nicht über eine rudimentäre Skizze hinaus. Letztlich ist Operation: Overlord recht launig geraten, zugegeben, aber leider auch wenig nachhaltig.
In Kürze: Hut ab vor den Produzenten, für einen launigen Genre-Bastard mit Supersoldaten-Zombies und Nazis verhältnismäßig viel Kohle losgemacht zu haben. Abzüge aber für die Autoren, die damit so recht nichts anzufangen wussten. So hat Operation: Overlord zwar einige schöne Schauwerte zu bieten, doch leider zu wenig Spannung.
Bewertung: 6 / 10 (mit Sternchen für die guten Effekte von ILM)